Werden SAP-Systeme zum neuen Angriffsziel für Cyberkriminelle?

4. November 2013 um 14:01
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Erstmals ist eine Malware entdeckt worden, die SAP-User aufs Korn nimmt.

Erstmals ist eine Malware entdeckt worden, die SAP-User aufs Korn nimmt.
Der russische Antivirensoftwarehersteller Doctor Web hat vor ein paar Wochen einen neuen Trojaner entdeckt, wie 'Infoworld' berichtet. Dabei handelt es sich zwar um einen ansonsten "normalen" E-Bankingtrojaner, der Zugangsdaten zu Online-Banking-Konten erschnüffeln soll, die Malware weist aber eine ungewöhnliche Zusatzfunktion auf: Sie prüft auf einem infizierten Computer, ob darauf Clients für SAP-Applikationen installiert sind, und meldet dies einem zentralen Server. Dies könnte eine Vorbereitung darauf darstellen, diese SAP-Anwendungen in einem zweiten Schritt gezielt anzugreifen.
Alexander Polyakov, Cheftechnologe des auf die Sicherung von ERP-Systemen spezialisierten Unternehmens ERPScan, hat den Trojaner letzte Woche an einer Security-Konferenz vorgestellt. Laut Polyakov haben Security-Forscher bereits ähnliche Malware als "Proof-of-Concept" präsentiert. Dies sei aber nun das erste Mal, dass eine solche Malware auch tatsächlich von Cyberkriminellen in Umlauf gebracht worden sei. Laut Polyakov könnten die Leute, die hinter dem Trojaner stecken, selbst Angriffe auf SAP-User planen oder die Daten der infizierten Computer an andere Kriminelle weiterverkaufen. Der Angriff würde dann wohl durch zusätzliche Malware erfolgen, die vom bereits vorhandenen Trojaner heruntergeladen würde.
Gemäss Polyakov gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie die Angreifer weiter vorgehen könnten. Einerseits könnten sie versuchen, analog zu Online-Banking-Logins auch Logindaten für SAP-Applikationen auf infizierten Computern abzugreifen. Auch ein direkter Angriff auf SAP-Server, deren IP-Adressen in Konfigurationsfiles auf den Client-Computern abgespeichert sind, wäre denkbar.
Wenn Angreifer Zugriff auf SAP-Systeme erhalten, könnten sie einem Unternehmen sehr grossen Schaden zufügen. Je nach dem ergaunerten Zugangslevel könnten sie beispielsweise geheime Dokumente kopieren oder auch direkt Geld stehlen, indem sie Zahlungen in Auftrag geben und autorisieren. (hjm)

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