Wie genau nehmen es Rechenzentren mit der Nachhaltigkeit?

22. September 2021 um 14:00
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Eine neue Studie zeigt: Die meisten RZs überwachen ihren Stromverbrauch, aber nur wenige Wasserverbrauch, Elektroschrott und CO2-Ausstoss.

Das Uptime Institute, ein Kompetenzzentrum für Data Center und Vergabestelle für die Tier-Zertifizierungen, führt jährlich seinen "Global Data Center Survey" durch. Darin werden "betriebliche Leistung, Effizienz, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit, sowie Trends bei Kapazitätswachstum, Investitionsausgaben, Technologieeinsatz, Personal, Cloud Nutzung und Edge Computing" erfasst, wie es in der Einleitung heisst.
Mit den gesammelten Daten von über 800 RZ-Betreibern sowie von über 500 Anbietern und Beratern verfügt die Studie über ziemlich umfassende Zahlen zur weltweiten RZ-Branche. Gefragt wurde auch nach Ressourcenverfolgung und ökologischer Nachhaltigkeit. Ein Thema, welches bei Data Centers verstärkt in den Fokus rückt. So hat kürzlich eine Schweizer Studie festgestellt, dass die Schweizer Rechenzentren fast 4% des Schweizer Stroms fressen. Bei einem geplanten neuen Gross-RZ in Saint-Triphon im Kanton Waadt betonen die Bauherren explizit, wie nachhaltig und "grün" dieses betrieben werden soll.

Grosskonzerne wollen klimaneutral werden

Bei der Umfrage von Uptime gaben nun 82% der Rechenzentrumsmanager an, den Stromverbrauch genau nachzuverfolgen. 70% überwachen die Power Usage Effectiveness (PUE, eine wichtige Energieeffizienzkennzahl). Dies vor dem Hintergrund, dass Strom für die grössten Einzelkosten beim Betrieb verantwortlich ist.
Die Praxis einer genauen Überwachung gilt aber nicht für andere Umweltkennzahlen. Nur etwa die Hälfte der Manager überwacht den Wasserverbrauch und nur ein Drittel ihre CO2-Auswirkungen oder ihren Elektroschrott. Dies steht im Gegensatz zu Ankündigen von zahlreichen Grosskonzernen wie Microsoft, Google und AWS, die betonen, man wolle noch in diesem Jahrzehnt klimaneutral werden und beim Betrieb von RZs mit erneuerbarer Energie arbeiten.
"Warum wird der Wasserverbrauch nicht genauer verfolgt?", fragt Uptime und schreibt: "Die meisten sagen, dass es keine geschäftlichen Gründe gibt, was darauf hindeutet, dass diese Überwachung eine geringe Priorität hat – sei es in Bezug auf Kosten, Risiken oder Umweltaspekte. Aber selbst einige von denen, die nicht nachverfolgen, sagen, dass sie ihren Wasserverbrauch reduzieren wollen."

Regulatorischer Druck wird steigen

Doch der Druck auf die RZ-Betreiber, ihre Umweltkennzahlen genauer zu analysieren und im Griff zu haben, dürfte steigen. So plant etwa Frankfurt bereits, die ungebremste Nachfrage nach Rechenzentren zu regulieren. Ein Argument: die starke Nachfrage nach neuen RZs würde wachsende Risiken wegen des hohen Strom- und auch Wasserverbrauchs mit sich bringen.
"Der externe und regulatorische Druck könnte bald dazu führen, dass der Wasserverbrauch gesenkt wird", hält Uptime fest. "Eine wachsende Zahl von Kommunen wird neue Rechenzentren nur dann zulassen, wenn sie auf einen minimalen oder nahe bei Null liegenden Wasserverbrauch ausgelegt sind. Diese Art von Regeln wird in Zukunft das Anlagendesign und die Produktauswahl stark beeinflussen und Kühlgeräte vorschreiben, die sparsam mit Wasser umgehen oder gar keines brauchen."

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