

Wie revolutionär ist SAPs "Business ByDesign"?
28. September 2007 um 08:59PAC-Analyst Christian Glas glaubt, dass SAPs kommende Online-Business-Software den ERP-Markt stark verändern wird.
PAC-Analyst Christian Glas glaubt, dass SAPs kommende Online-Business-Software den ERP-Markt stark verändern wird.
In einer kurzen Analyse befasst sich Christian Glas (Foto) von der Marktforschungsfirma Pierre Audoin Consultants (PAC) mit SAPs kommender Online-Software "Business ByDesign". Wir greifen hier einige uns bedenkenswert scheinende Überlegungen Glas' auf.
Abkehr vom Denken in Modulen
"Business ByDesign" ist komplett Service-orientiert gebaut. Es ist eine "Composite Application" bei der Daten aus verschiedenen Quellen als Service benützt werden. Dies bedeutet, dass die Online-Geschäftssoftware Schritt für Schritt von SAP, Partnern und Kunden weiterentwickelt werden wird. Damit wird es nicht matchentscheidend sein, ob die erste Version bereits alle möglichen Prozesse abbilden kann. Glas: "Sollten noch Defizite auftauchen, kann SAP jederzeit nachlegen."
"Business ByDesign" bedeutet damit auch die Abkehr vom Denken in Modulen. So gibt es kein spezielles Modul für die Pflege der Kundenbeziehungen (CRM) mehr, sondern die CRM-Funktionalitäten werden bei den Prozessen, wo sie relevant sind, zur Verfügung gestellt.
Günstigere Version für "Wenig-Benützer"?
Der Preis von 133 Euro pro Monat ist gemäss Glas im Vergleich zu anderen, "grossen" ERP-Lösungen durch "ansprechend". Teuer ist dies allerdings für User, die nur hie und da einige wenige Funktionalitäten, beispielsweise für CRM, benötigen. Hier hat SAP bereits eingeschränkte Lizenzformen angekündigt, die für weniger als 50 Euro pro User und Monat zu haben sein sollen.
Wichtig für die Gesamtkosten eines Systems ist der Aufwand, der für Beratung und Schulung getrieben werden muss. Hier scheint SAP viel in in Online-Hilfe-und Lern-Funktionen investiert zu haben.
Dass dies dem Kunden sehr viel bringen kann, wissen wir aus eigener Erfahrung. Einer der grössten Vorteile der Online-CRM-Software von Salesforce.com, ist, dass man sich den Umgang mit dem Ding mit etwas Geduld selbst beibringen kann.
Welche Abgrenzung zu BusinessOne?
Während SAP selbst eine mögliche "Kannibalisierung" zwischen "Business ByDesign" und anderen SAP-Lösungen (BusinessOne, All-in-One) abstreitet, sieht das Glas etwas anders. Mit den branchenspezifisch vorkonfigurierten "All-In-One"-Paketen von SAP-Partnerm sieht er wenig Probleme, denn diese haben eine tiefere Funktionalität als "Business ByDesign" lange Zeit haben wird. Anders sieht es mit dem KMU-Paket "Business One" aus. Glas: SAP bezeichnet den potenziellen Kannibalisierungseffekt zwischen den beiden Lösungen als äusserst gering. Warum aber wird SAP "Business ByDesign" erst ab 25 Nutzern angeboten? Soll damit SAP "Business One" geschützt werden, das von den meisten Kunden mit weniger als 25 Anwendern betrieben wird?
Die Channel-Frage
Noch ziemlich unklar scheint Glas (und uns) die Frage, über welche Wiederverkaufskanäle SAP "Business ByDesign" auf den Markt bringen will. Partner, die bisher "All-in-One"-Pakete vertrieben haben, leben von einer hohen Branchenkompetenz und sehen sehr wahrscheinlich weiterhin mehr Chancen mit den klassischen, beratungsintensiven SAP-Paketen.
Ob SAP selbst fähig ist, die für die "Business ByDesign" in Frage kommenden KMU richtig anzusprechen, kann bezweifelt werden. Denn die SAP-Leute sind gewohnt, mit Grossfirmen umzugehen, es fehlt "an der Augenhöhe mit den mittelständigen Kunden," wie Glas schreibt.
Bleiben also noch die bisher auf "Business One" spezialisierten Partner. Doch hat SAP ein Interesse daran, dass diese auf den Vertrieb der zukunftsträchtigen Online-Software umsteigen?
Ebenfalls noch nicht ganz klar ist, wie Partner, die "Business ByDesign" vertreiben, honoriert werden sollen. Wenn sie an den monatlichen Mieteinnahmen beteiligt werden, haben sie zwar einen stetigen Einnahmefluss, werden aber für einen gewonnen Kunden nicht sofort belohnt. Sie müssen also den Prozess der Kundengewinnung vorfinanzieren, was für kleinere Firmen nicht ganz einfach sein dürfte. (Christoph Hugenschmidt)
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