Prantl behauptet: Die Zukunft von Business-Software ist noch immer gross – auch wenn es manchmal harzt

26. August 2024 um 07:50
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Es gibt keinerlei Anzeichen, dass sich das Software-Geschäft in Zukunft abkühlen wird. Trotzdem stellt unser Kolumnist Urs Prantl einen Stimmungswandel fest.

Vor acht Jahren schrieb ich an dieser Stelle: "Die Zukunft von Business Software ist gross – aber anders". Auch wenn ich mich damals primär auf den im Gange befindlichen Wandel von On Premises hin zu Software aus der Cloud konzentrierte, so gilt der Kern meiner Aussage nach wie vor: Software braucht es überall, Software "makes the world go round" und Software wird unsere Zukunft dominieren. Die Bedeutung von Software hat sich während dieser Zeit sogar nochmals massiv gesteigert und erreicht aktuell mit dem KI-Hype einen neuen Höhepunkt. So ist auch KI nichts anderes als Software.
Analytisch gesehen gibt es keinerlei Anzeichen, dass sich das Software-Geschäft in Zukunft abkühlen wird. Ganz im Gegenteil. Der Softwaremarkt ist nach wie vor ein starker Wachstumsmarkt, der überdurchschnittlich wächst und Wachstumsraten deutlich über dem BIP liefert. Zu dieser klaren Erkenntnis kommt auch Brancheexperte Pascal Sieber in seinem Beitrag "Custom Software – ­Totgesagte leben länger". So betrug das BIP-Wachstum in der Schweiz zwischen 2017 und 2024 durchschnittlich 1,5%, während die Softwarebranche im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 4,3% pro Jahr wuchs. Das ist immerhin ein nahezu dreimal grösseres Wachstum. Was will die hiesige Software-Branche also mehr?

Der Engpass "Kunden und Projekte"

Nichtsdestotrotz stelle ich seit Monaten einen Stimmungswandel fest. Bei einigen Softwareunternehmen scheint die Party vorbei zu sein und die Klagen von wegen Fachkräftemangel weichen den Klagen, dass es wieder schwieriger wird, rentable Projekte und passende Kunden für die eigene Software zu finden.
So macht es den Anschein, als ob der Engpass "Kunden und Projekte", mit welchem ich vor fast dreizehn Jahren in die Beratung einstieg, langsam, aber sicher wieder zum primären Nadelöhr würde. Damals, konkret am 14. Januar 2013, war das Thema sogar dermassen heiss, dass wir mit unserer ersten Business-Veranstaltung in Baden unter dem Titel "Software-Projekte rentabel verkaufen" auf Anhieb ausverkauft waren.
Seither sah es zwischenzeitlich länger danach aus, als ob sich Software von selbst verkaufen würde und das Kernproblem nicht mehr im Sales lag, sondern vielmehr bei der Produktion derselbigen. Bei den Fachleuten für Softwareentwicklung, Projektmanagement und Kundenbetreuung. Dreht sich dieser Trend nun wieder in Richtung Sales?

Optimistischer Aufruf an die Software-Hersteller

Erstens bin ich überzeugt, dass der für einige harzige Softwareverkauf nur eine vorübergehende Delle in der Wachstumsentwicklung ist, quasi eine Verschnaufpause. Die Fakten sprechen nämlich eine andere Sprache. So ist das Potenzial an Digitalisierung in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung nach wie vor immens und wir haben die sich bietenden Möglichkeiten noch nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft.
Zweitens haben wir in unserer erst wenige Jahrzehnte alten Geschichte kommerzieller Software bereits einen Zentralfriedhof an Legacy-Software geschaffen, der ebenfalls modernisiert werden will und irgendwann auch muss. Einige Softwareunternehmen haben das bereits erkannt und setzen sogar strategisch darauf.
Daher mein optimistischer Aufruf an alle Software-Hersteller, egal ob Standard- oder Individual-Software. Auch wenn es aktuell etwas harzt, es wird – so sicher wie das Amen in der Kirche – wieder besser werden. Den Point of no Return in Richtung "Software dominiert die Welt" haben wir längstens überschritten. Daran scheitern kann eigentlich nur noch derjenige, der am Bedarf vorbei produziert.
Urs Prantl kreiert zukunftssichere und gesund wachsende IT-Unternehmen und begleitet ihre Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Unternehmensnachfolge und beim Firmenverkauf. Gleichzeitig ist er Host des Podcasts Prantls 5A , in welchem die strategische Einzigartigkeit erfolgreicher IT-Unternehmen im Gespräch mit ihren Inhaberinnen und Inhabern im Dialog herausgeschält wird. Als Kolumnist äussert er auf inside-it.ch seine persönliche Meinung.

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