In einem für viele Rechtsexperten überraschenden Urteil hat ein Geschworenengericht in Kalifornien Mike Lynch, den Gründer von Autonomy, von allen Vorwürfen freigesprochen. Auch sein Mitangeklagter Stephen Chamberlain, früherer Vizepräsident für Finanzen bei Autonomy, wurde freigesprochen.
Lynch hat im Prozess argumentiert, er habe sich als Chef von Autonomy auf die Technologie konzentriert, nicht auf die Buchhaltung. Damit distanzierte er sich unter anderem vom früheren Finanzchef von Autonomy, der bereits wegen Betrug verurteilt wurde.
Mike Lynch war 1996 einer der Mitgründer von Autonomy. Das Unternehmen spezialisierte sich auf Software zur Analyse von grossen Mengen an unstrukturierten Daten. Anwender erhofften sich damit ähnliche Wunderdinge, wie sie heutzutage generative KI-Systeme leisten. Mit der Zeit entwickelte sich Autonomy zum damals – angeblich – grössten IT-Unternehmen in Grossbritannien.
2011 übernahm Hewlett-Packard das Softwareunternehmen für 11 Milliarden Dollar. Nur ein Jahr später musste HP aber bereits
8,8 Milliarden Dollar auf den Wert von Autonomy abschreiben.
HP verklagte 2015 Lynch sowie den früheren Finanzchef Sushovan Hussain. HP warf ihnen vor, Bilanzen verfälscht und damit den Wert von Autonomy stark übertrieben dargestellt zu haben. Die Prozesse von HP gegen Autonomy-Manager wurde nach der Aufspaltung des Unternehmens von HPE weitergeführt.
Parallel hatte auch das US-Justizdepartement Ermittlungen aufgenommen. Die nun abgeschmetterte Klage in Kalifornien wurde von ihm eingereicht.