Mit einem Stimmenanteil von rund 90% der Aktien ist an der diesjährigen SAP-Hauptversammlung Firmenmitgründer Hasso Plattner für weitere 2 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt worden. Allerdings war die diesjährige, mit kaum weniger Stimmen als 2019 erfolgte, Wiederwahl überschattet vom im Vorfeld deutlich geäussertem Missfallen aus Aktionärskreisen.
Diese erinnerten daran, dass der inzwischen 78-jährige Plattner 2019 den Abschied aus dem Gremium für dieses Jahr angekündigt hatte, sich seither aber kaum um seine Nachfolge gekümmert habe. Zudem wurde auch medial darauf hingewiesen, dass für SAP-Aufsichtsräte eigentlich eine Regelaltersgrenze von 75 Jahren und eine maximale Gremienzugehörigkeitsdauer von 12 Jahren gilt.
Für den Pionier der deutschen Software-Branche gelte offensichtlich die eigene Satzung nicht, und der grosse alte Mann tue sich schwer mit dem Abschied von den Schalthebeln, hiess es etwa. Jedenfalls bleibt Plattner nach bald 20 Jahren weiterhin Aufsichtsratsvorsitzender.
Diesmal beansprucht er die Ausnahmen für sich, weil SAP in der strategischen Neuausrichtung zum Cloud-Spezialisten stehe und das wechselhafte globale Umfeld das Geschäft erschwere, wie ihn das deutsche 'Handelsblatt' zitierte. In dieser Phase, so Plattner, wolle er den Erfolg "nicht durch einen Führungswechsel beeinträchtigen". Ausserdem habe sich eine denkbare Nachfolgeregelung "aus Krankheitsgründen" zerschlagen.
Ohne Plattner geht wenig bei SAP
Laut 'Börsenzeitung' sagte der SAP-Veteran: "Ich hoffe, dass wir ein Mitglied des Aufsichtsrats für diese Aufgabe gewinnen können und nicht jemanden von aussen holen müssen". Jedenfalls wolle er das Amt in die "richtigen Hände übergeben". Da er keine konkreteren Angaben machte, wundert es nicht, wenn bei SAP und in der Finanzwelt viele den Eindruck haben, Plattner könne nicht von seinem Lebenswerk lassen.
Zudem weiss man beim 'Handelsblatt', dass der SAP-Mitgründer kein normaler Aufsichtsratschef sei, sondern das Gremium dominiere und somit grossen Einfluss ausübe. Er rufe regelmässig die Vorstände an und nehme in seiner Rolle als "Chief Software Advisor" auch auf die technologische Ausrichtung und Strategie Einfluss. Kurz gesagt, gehe bei SAP gegen ihn bis heute wenig.
Für Plattner mag das ganz komfortabel sein. Doch dass er seit Jahren seine Nachfolge nur mangelhaft plant, stufen einige Investoren als unbefriedigend ein. Und ihre Stimmen waren diesmal ungewöhnlich laut. Genützt hat es indes aber (noch) nichts.