

Schwacher Euro rettet SAP das Quartal
25. Oktober 2022 um 12:00Dank Währungseffekten konnte der ERP-Anbieter im Cloudgeschäft stark wachsen. Doch der Gewinn ist wegen Investitionen in diesem Bereich eingebrochen.
Der Softwarehersteller SAP hat seine Zahlen für das 3. Quartal 2022 präsentiert. Währungsbereinigt sind die Clouderlöse um 25%, der Current Cloud Backlog um 26% und der Current Cloud Backlog von SAP S/4Hana Cloud um 90% gestiegen. Dabei hat das Unternehmen beim Umsatz noch zusätzlich vom schwachen Euro profitiert. Weil sämtliche Auslandgeschäfte umgerechnet werden, wurden die Resultate dadurch deutlich aufgehübscht. Trotzdem ist der Gewinn des Konzerns eingebrochen.
Das Management von SAP hatte bereits vorgewarnt, dass beim Ergebnis wegen der Investitionen in das Cloudsoftware-Angebot eine Talsohle durchschritten werde. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt mit knapp 2,1 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau, wie SAP in Walldorf mitteilte. Das ist mehr als von Analysten zuvor geschätzt wurde. Bereinigt um Wechselkurseinflüsse wäre das operative Ergebnis allerdings um 8% gefallen.
Vorstandschef Christian Klein sieht den Konzern jetzt aber wieder auf dem aufsteigenden Ast und kündigte in einigen Bereichen Rekordwerte für das 4. Quartal an.
Grossteil von Umsatzwachstum aus Währungseffekten
Der Umsatz legte insgesamt um 15% auf unerwartet hohe 7,84 Milliarden Euro zu – zwei Drittel des Antiegs wurde aber von Währungseffekten verursacht. Während die einträglichen Softwarelizenzen einmal mehr schwächer als erwartet abschnitten, konnte SAP beim Cloud-Geschäft ein Umsatzplus von 38 % vorweisen. Dieses war insbesondere von der Cloudversion der Kernsoftware S/4Hana getrieben, die um insgesamt 108% zunahm.
Hier soll insbesondere auch das Wachstum forciert werden. Auch weil die grossen US-Rivalen dem ERP-Anbieter in seiner Ur-Domäne das Wasser abzugraben drohen.
Schnelleres Wachstum angepeilt
Angesichts von ersten Problemen und Warnungen bei anderen Softwareanbietern sei der Anstieg bei den Cloudaufträgen von SAP beeindruckend, schrieb Analyst Toby Ogg von der US-Grossbank JPMorgan. Die Bestellungen für S/4Hana aus der Cloud legten nahe, dass die Kunden weiter auf dieses Programm umstiegen – trotz der wirtschaftlichen Lage. Ein grosser Teil der Aufträge komme auch von neuen Kunden, sagte Klein in einer Telefonkonferenz.
Der Manager sieht den Konzern deshalb am Wendepunkt. Mit den Investitionen in die Cloudsoftware seien Belastungen der Gewinne in Kauf genommen worden, um später schneller wachsen zu können. Kommendes Jahr soll das operative Ergebnis dann prozentual zweistellig zulegen, auch das laufende 4. Quartal dürfte weit besser aussehen als die bisherigen Zahlen, sagte Klein. Noch rang sich das Management aber nicht dazu durch, die mittelfristige Prognose für das Jahr 2025 aufzustocken. Die Umsatz- und Ergebnisprognosen für dieses Jahr bestätigte das Management.
Einbruch des Reingewinns
Unter dem Strich brach der Nettogewinn von SAP im Quartal um 61% auf noch 547 Millionen Euro ein. Vor einem Jahr hatten Beteiligungsergebnisse des Risikokapitalfonds Sapphire Ventures mit dem Aufschwung an den Börsen die Gewinne deutlich in die Höhe getrieben, weil die Unternehmenswerte von Startups zugelegt haben.
Für die Aufgabe von Geschäften in Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine fielen im 3. Quartal nur noch geringe Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro an. Insgesamt schätzte der scheidende Finanzchef Luka Mucic in diesem Jahr die Belastungen für das bereinigte operative Ergebnis auf zusammengenommen 300 Millionen Euro.
Vor 3 Monaten hatte SAP noch 50 Millionen Euro mehr einkalkuliert. Allerdings wird sich der Ausstieg aus dem Geschäft wegen rechtlicher Anforderungen gegenüber Kunden und Beschäftigten noch weiter hinziehen und nicht wie einst geplant bis Jahresende vollzogen sein.
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