Die Workloads von Schweizer Banken werden sich in den nächsten Jahren langsam, aber sicher in Richtung Cloud verschieben. Dabei verfolgen die Banken aber einen differenzierten Ansatz, wie aus der aktuellen IFZ-Studie "Bank-IT und Sourcing" der Hochschule Luzern (HSLU) hervorgeht.
Demnach werden aktuell 40% der Workloads von Schweizer Retailbanken auf On-Premises-Infrastrukturen betrieben, 27% befinden sich in einer Private Cloud. Ein weiteres wichtiges Betriebsmodell ist die Community Cloud, die von einer geschlossenen Gemeinschaft genutzt wird. Sie macht aktuell rund ein Viertel der Workloads aus, während die Public Cloud mit 9% den geringsten Anteil hat.
Die Zahlen verdeutlichen, so der Report, "dass Banken im Moment stark auf dedizierte und geschlossene Cloud-Lösungen setzen, um regulatorische Anforderungen, Sicherheitsaspekte und spezifische betriebliche Bedürfnisse zu erfüllen". Gerade was Public Cloud anbelangt, seien die Banken noch zurückhaltend, insbesondere in Bezug auf sensible Daten und geschäftskritische Anwendungen.
Keine Public Cloud für Core oder E-Banking
In den nächsten Jahren wird sich die Verteilung aber ändern: So wird der Anteil der verschiedenen Cloud-Lösungen laut der IFZ-Studie bis in drei Jahren im Durchschnitt auf 71% geschätzt, womit der On-Premises-Anteil von 40% auf 29% fällt. Die Prognose vom vergangenen Jahr war noch von einem deutlich höheren On-Prem-Anteil ausgegangen.
Diese Entwicklung dürfte auf den zunehmenden Reifegrad sowie positive Erfahrungen mit Cloud-Lösungen zurückzuführen sein, heisst es weiter. Auch der Wunsch, Effizienzvorteile besser nutzen zu können, steht im Vordergrund.
Vor allem die Community Cloud bleibt wichtig, geht aus der Studie hervor. Ihr Anteil wird im Jahr 2027 auf 27% geschätzt; gleich hoch wird demnach der Private-Cloud-Anteil sein. Public Cloud werde voraussichtlich einen Anteil von 16% erreichen, wobei sich deutliche Unterschiede nach Anwendungsbereich zeigen.
Am weitesten verbreitet ist SaaS für den Arbeitsplatz. Dies wird bereits von 60% der Banken eingesetzt, mit weiteren 28%, die eine Einführung planen. Auch SaaS für Geschäftsprozesse gewinnt an Bedeutung. Zurückhaltender sind die Banken jedoch bei kritischen Bereichen. Nur 17% nutzen die Public Cloud für Softwareentwicklung, 12% für Client-Facing-Services wie E-Banking und lediglich 9% für Kernbankensysteme – wobei 77% eine solche Nutzung derzeit klar ablehnen.
Künstliche Intelligenz für interne Prozesse
70% der befragten Banken setzen KI aktiv ein, heisst es vom IFZ weiter. Der Einsatz konzentriere sich derzeit vor allem auf interne Prozesse in Bereichen wie Zahlungsverkehr, Dokumentenverarbeitung oder Datenanalyse. Im Bereich Fraud Detection beispielsweise stelle KI eine wichtige Weiterentwicklung der bisherigen Mustererkennung dar.
Es zeichne sich jedoch ein breiter Einsatz in anderen Bereichen wie der Kundeninteraktion ab. "Die Banken sehen in KI Potenzial für die Kundeninteraktion", sagt Co-Studienautor Thomas Fischer. Zwei Vorteile stünden dabei im Vordergrund: "Erstens kann KI einfache Anfragen automatisiert beantworten und so Mitarbeitende entlasten. Zweitens lässt sie sich nahtlos in bestehende Kanäle wie E- oder Mobile-Banking integrieren." Besonders verbreitet seien Chatbots, die auf aktuelle Wissensdatenbanken der Banken zugreifen.
Die Studie Bank-IT und Sourcing des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der HSLU zeigt Entwicklungen im Outsourcing von Schweizer Retailbanken auf. Sie basiert auf einer Umfrage bei 45 Schweizer Banken sowie etwa 30 Experteninterviews. Die Studie steht
online zum Download verfügbar.