Schweizer Niederlassung nur für Armasuisse-Auftrag?

8. Dezember 2023 um 10:43
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Illustration: Erstellt durch inside-it.ch mit Dall-E / GPT-4

Ein Armasuisse-Zuschlag an eine deutsche Firma wirft Fragen auf. Gefordert war eine lokale Präsenz. Diese taucht erst 4 Wochen vor dem Zuschlag im Handelsregister auf.

Armasuisse hat in insgesamt 7 Losen nach Dienstleistern für Beratung sowie Software-Entwicklung bei verschiedenen Systemen gesucht. Folgende Projekte zählen unter anderem dazu:
  • "Zensa" hat zum Ziel, die Publikation der Schiessanzeigen zu vereinheitlichen und zentral über nur eine Internetseite zu publizieren.
  • "SADB" verwaltet die Datenbank der Schutzanlagen mitsamt Infrastruktur.
  • "ZIS" dient der Zutrittskontrolle für Anlagen der Führungsunterstützungsbasis und weiteren Organisationen.
  • "ISKO" verwaltet Daten von Firmen, die im Rahmen des Geheimschutzverfahrens überprüft werden.
Jedes der 7 Lose erhielt zwischen 4 und 6 Angeboten. Gewonnen hat jedes Mal die gleiche Firma: New Direction aus dem deutschen Neusäss, das in der Nähe von Augsburg liegt. Dieser Entscheid erstaunt, weil in den Eignungskriterien der Ausschreibung eine "ständige Vertretung in der Schweiz mit Fachpersonal" gefordert war.

Armasuisse-Lieferant mit Sitz im Wohnquartier

Tatsächlich erfüllt die Firma die Vorgabe mit dem Sitz in der Schweiz. Nur: Gegründet wurde die hiesige Niederlassung weniger als 4 Wochen vor dem Zuschlag. Am 3. November 2023 wurde eine "Zweigniederlassung in St. Gallen" im Handelsregister eingetragen. Als Verantwortlicher genannt wird einzig der laut seinem Linkedin-Profil selbstständige Interimsmanager Johannes von Heyl. Die genannte Adresse ist laut einem Blick auf Google Maps ein Mehrfamilienhaus in einem Wohnquartier.
Auf Anfrage schreibt Jacqueline Stämpfli, Kommunikationsverantwortliche bei Armasuisse, dass der "Zuschlagsempfänger sämtliche Anforderungen erfüllt" habe. Dass die Schweizer Niederlassung nur 4 Wochen vor dem Zuschlag gegründet wurde und in einem Wohngebiet liegt, sei "nicht Teil der Eignungskriterien". Armasuisse habe keinen Anlass gehabt, weitere Prüfungen durchzuführen.

Nur 20 Mitarbeitende in Deutschland

Obwohl laut Angaben auf der Website des deutschen Mutterhauses bei New Direction lediglich "circa 20 Mitarbeitende" angestellt sind, hätte die Firma "den Nachweis genügender Ressourcen für den vorliegenden Auftrag erbracht", so Stämpfli.
Bei den 7 Losen gehts jeweils um Beträge zwischen 156'000 und 1,5 Millionen Franken. Die Preisspanne der Angebote bewegt sich zwischen insgesamt 1,96 und 3,2 Millionen Franken. Welche Summe genau fliesst, ist nicht transparent. "Das vorteilhafteste Angebot erhält den Zuschlag", sagt Jacqueline Stämpfli dazu. "Vorteilhaft" ist ein Mix aus verschiedenen Kriterien, wovon der Preis nur ein Element ist. Es kann also nur darüber spekuliert werden, ob die deutsche Firma den Zuschlag aufgrund tiefer Preise erhalten hat oder ob andere Kriterien dafür ausschlaggebend waren.

Einsprache geplant

Wie ein Anbieter gegenüber inside-it.ch sagt, will dieser Einsprache gegen die Vergabe erheben. Er möchte bis auf Weiteres nicht namentlich genannt werden. Die zuständige Person wirft New Direction Dumpingpreise vor. Ausserdem beschäftige das Unternehmen in der Schweiz aktuell keine Mitarbeitenden und erfülle die Eignungskriterien der Ausschreibung deshalb nicht.
New Direction hat auf unsere Fragen nicht reagiert.
Update 15 Uhr: Stellungnahme Anbieter eingefügt. Dieser hatte sich nach der Publikation bei uns gemeldet.

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