Die klassischen Börsen leiden seit längerer Zeit an tiefen Handels­volumen. Auch die Schweizer SIX ist davon betroffen. Der Börsen­betreiber geht nun in die Offensive, um sich neue Umsatz­quellen zu erschliessen: SIX akquiriert einen Börsen­dienst­leister Aquis Exchange, der ein multi­laterales Handelssystem (MTF) betreibt.

Aquis mit Hauptsitz in London und einem EU-Standort in Paris ist einer Mitteilung der SIX zufolge in mehreren Geschäftsbereichen tätig. Neben dem Unterhalt des MTF lizenziert das Unternehmen eigene Markt­infrastruktur­technologien an Kunden, betreibt einen Primärmarkt für KMU und Wachs­tums­unter­nehmen in Grossbritannien und bietet Marktdaten an.

Mit der Akquisition werde die SIX ihrerseits zu einer pan­euro­päischen Börsen­gruppe mit traditionellen Börsen und einem MTF-Geschäft (Multilateral Trading Facility), heisst es. Mit dem MTF-System können Aktien und andere Finanzinstrumente gehandelt werden, die an traditionellen Börsen (wie SIX Swiss Exchange oder Euronext) kotiert sind. MTF sind im Vergleich zu Primärbörsen weniger streng reguliert.

Weiter will SIX mit der Übernahme auch das KMU-Geschäft ausbauen. Es biete sich so die Möglichkeit, einen wettbewerbsfähigen paneuropäischen Börsenplatz für KMU und Wachstumsunternehmen zu schaffen, heisst es. In der Schweiz versucht die SIX seit längerer Zeit, mit dem Handelssegment "Sparks" mehr KMU an die Börse zu locken. Bisher ist in dem vor drei Jahren gegründeten Börsensegment allerdings erst ein einziges Unternehmen kotiert.

Aquis werde als Teil von der SIX weiterhin unter ihrer bestehenden Marke agieren, profitiere aber von den Ressourcen und der Grösse der SIX sowie von zusätzlichen Investitionen in die Weiterentwicklung, sagt Bjørn Sibbern, Global Head of Exchanges bei der SIX. Sibbern kam Anfang Jahr von der Nasdaq als neuer Börsenchef und wird damit nun künftig neben der Schweizer Börse und der spanischen Börse BME auch für Aquis zuständig sein.

Die SIX-Gruppe wird das gesamte ausgegebene und noch auszugebende Aktienkapital von Aquis erwerben. Im Rahmen des Angebots stünden den Aquis-Aktionären 727 britische Pence pro Aktie in bar zu. Der Kaufpreis beläuft sich damit auf rund 207 Millionen britische Pfund.