

Studie: "KI? Ja eh, haben wir!"
8. Juni 2022 um 11:09Ein geradezu euphorischer Report sieht KI in Schweizer Unternehmen weitverbreitet. Das dürfte weit an der Realität vorbeigehen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist ohne Frage ein Buzzword. Kein Startup, das es nicht nutzt, um an Fundings zu kommen. Kein Manager, der es nicht in einem Meeting fallen lässt, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Doch wie relevant ist KI wirklich? Ist es tatsächlich nur ein Unwort, zu dem es unsere Leserinnen und Leser gekürt haben oder steckt mehr dahinter? Das will der erste "Swiss AI Report" (PDF) untersucht haben.
Die Ergebnisse wollen eine regelrechte KI-Euphorie weismachen. Beispielsweise sollen 8% der grossen Unternehmen (+250 Mitarbeitende), 21% der befragten KMU (bis 250 Mitarbeitende) und 52% der Startups eine KI-Strategie im Einsatz haben. Zudem sollen 69% aller befragten Unternehmen ein "klar definiertes Budget für KI-Inhalte und Projekte" haben.
Knackpunkt bleibt KI-Definition
Nun ist es aber einerseits so, dass für die Studie, die im Auftrag des Kantons Schwyz durch den Thinktank Wire und die Stiftung Mindfire erarbeitet worden ist, lediglich 92 Unternehmen befragt worden sind. Andererseits verstehen wohl alle Befragten etwas anderes unter "KI". Eine offizielle Definition liefert der Report zwar ("KI kann Entscheidungen automatisieren, die sonst menschliches Eingreifen erfordern."), aber ob die Befragten dieselbe Klassifizierung anwenden, ist nicht bekannt. Viel eher dürfte man sich beim Ausfüllen der Umfrage gesagt haben: "KI? Ja eh, haben wir!", obwohl in der vorhandenen Technik in Tat und Wahrheit nur sehr wenig Intelligenz stecken dürfte.
Das zeigt dann auch die Frage nach den Investitionen in KI in den nächsten 3 Jahre. Bei 75% der Befragten würden diese um 0 bis 1 Million Franken zunehmen. Das ist ganz schön wenig dafür, dass die meisten Unternehmen schon eine funktionierende Strategie haben wollen. 19% der Befragten wollen zusätzlich 1 bis 5 Millionen investieren und 6% der Unternehmen wollen zwischen 5 und 20 Millionen mehr investieren.
Kaum ethische Bedenken
Interessant ist indes die Einschätzung der Befragten, welches die grössten Hürden bei der Umsetzung von KI-Projekten seien. Während jedes Dritte Unternehmen "Datenheterogenität" als grösstes Problem nennt, haben nur 3,4% ethische Bedenken, was den Einsatz von KI angeht. Es scheine sich also vor allem um ein technologisches und kein moralisches Problem zu handeln, folgern die Studienautoren.
Dementsprechend sagen bereits heute mehr als die Hälfte der Befragten, dass KI beim Treffen von Business-Entscheiden zumindest teilweise hilft. Aber auch hier dürfte die wichtigste Grundlage der Frage, nämlich die Definition von KI, nicht von allen gleich verstanden worden sein.
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