Die Deutsche Telekom "beendet ihre Entwicklertätigkeiten in Russland", schreibt das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Die dort angesiedelte Tochtergesellschaft "Deutsche Telekom IT Solutions Russia", die früher T-Systems Russia hiess, beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende in St. Petersburg, Moskau und Woronesch.
Seit rund 4 Wochen arbeite man daran, die Tätigkeiten seiner Software-Entwickler in Russland zu beenden, schreibt das Unternehmen weiter. Das Team erbrachte bisher hauptsächlich in St. Petersburg Dienstleistungen für Kunden ausserhalb Russlands. Man habe sichergestellt, dass die Dienstleistungen für internationale Kunden auch ohne diesen Standort "bestmöglich aufrechterhalten werden".
Teams sollen schichtweise nach Ungarn umgesiedelt werden
In den vergangenen Wochen habe die Telekom den Mitarbeitenden angeboten, ausserhalb Russlands zu arbeiten. "Viele Mitarbeitende haben diese Möglichkeit genutzt und das Land verlassen." Inside-it.ch hatte die Möglichkeit, vor 3 Wochen mit einer ehemaligen Mitarbeiterin der Telekom zu sprechen, die bis vor 5 Jahren bei T-Systems in St. Petersburg als Test-Engineer gearbeitet hatte.
Die Person, die anonym bleiben möchte, ist noch mit Mitarbeitenden aus St. Petersburg in Kontakt und bestätigt, dass Relocation-Möglichkeiten seitens der deutschen Telekom angeboten werden. Die Kontaktpersonen unserer Informantin sollen nach Budapest umgesiedelt werden – allerdings nicht alle gleichzeitig. "Teams werden schichtweise für 2-3 Monate umgesiedelt und müssen danach wieder zurück nach Russland", so die ehemalige Mitarbeiterin.
Gehts um die Bearbeitung sensibler Kundendaten?
Auf die Frage, wie ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen mit der Situation umgehen, sagt die Informantin, dass die vorübergehende Umsiedlung besonders für Familien schwierig sei, weshalb gerade viele junge Menschen versuchen würden, das Land für immer zu verlassen. Allerdings hätten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine E-Mail erhalten, mit der Bitte, keine Diskussionen zum Krieg zu führen.
Hintergrund der temporären Umsiedelung könnte sein, dass sensible Unternehmensdaten von Kundinnen und Kunden der Telekom nicht mehr auf russischem Staatsgebiet bearbeitet werden sollen. Darauf und auf die Aussagen der ehemaligen Mitarbeiterin wollte T-Systems Schweiz "zum aktuellen Zeitpunkt nicht näher eingehen".
Auch SAP zieht sich zurück
Wie ein SAP-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur 'Keystone-sda' bestätigt, stellt auch SAP sein Cloud-Geschäft in Russland ein. Es fänden aktuell gerade Gespräche mit Kunden darüber statt, wie sich ein reibungsloser Übergang sicherstellen lässt. Zu Details äusserte sich SAP aber nicht.