Transfair an Bundesrat: Wieso verlagert Swisscom Stellen ins Ausland?

7. Februar 2022 um 14:11
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Illustration: Transfair / Gaby Möhl

Der Personalverband empfindet die Strategie als beunruhigend und verlangt eine vertiefte Stellungnahme der Regierung. Deren erste Reaktion ist nichtssagend.

Der Personalverband Transfair konstatiert, dass Swisscom immer mehr Aufgabengebiete ins Ausland verlagere. Im Herbst 2021 habe Swisscom beispielsweise angekündigt, einen Teil der Callcenter in den Kosovo auszulagern. 2020 habe der Telco IT-Stellen im Bereich DevOps zuerst nach Rotterdam und dann weitere nach Riga verlegt.
Als bundesnahes Unternehmen, findet Transfair, sollte Swisscom eher auf den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Schweiz achten. Man stelle aber stattdessen eine gefährliche Tendenz fest: Nearshoring, die Verlagerungen von Arbeitsstellen ins nahegelegene Ausland, beschleunige sich und nehme besorgniserregende Ausmasse an.
Die Transfair Co-Präsidentin und Nationalrätin Greta Gysin hat Mitte Dezember ein diesbezügliches Postulat eingereicht. Sie stellte darin die Frage, ob die Auslagerungsstrategie von Swisscom im Einklang mit den personalbezogenen strategischen Zielen stehe, die der Bundesrat für den Telco festgelegt hat.
Im Postulat verlangte sie konkret, dass der Bundesrat die Offshoring-Strategie von Swisscom untersuchen und dazu Stellung nehmen sollte. Auch solle er strategische Überlegungen darüber anstellen, mit welchen Massnahmen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erhalten werden könnte, ohne seine Aufgaben im Rahmen des Service public und als Arbeitgeber zu beschneiden.

Bundesrat will 2023 Bericht erstatten

Nun hat der Bundesrat dazu eine erste Stellung bezogen und beantragt, dass der Nationalrat das Postulat ablehnen sollte. Zur Frage der Stellen-Auslagerungen äussert sich der Bundesrat in dieser Stellungnahme aber nicht. Er schreibt, dass er nach Konsultation der Kommissionen für Verkehr und Fernmeldewesen beider Räte (KVF) am 24. November 2021 die strategischen Ziele für die Periode 2022 bis 2025 verabschiedet habe. Darin habe er neu das Ziel formuliert, dass Swisscom bei seiner Organisation den Anliegen der Regionen Rechnung tragen solle, sofern dies betriebswirtschaftlich sinnvoll sei.
Der Bundesrat beurteile jährlich die Erfüllung der strategischen Ziele und berichte darüber den Geschäftsprüfungs- und Finanzkommissionen des Parlaments. Über die Erreichung der neuen strategischen Ziele für die Periode 2022 bis 2025 werde man das erste Mal im März 2023 Bericht erstatten.
Das Anliegen der Postulantin, so schliesst der Bundesrat trocken, "wird damit erfüllt".

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