

Vogt am Freitag: Vom Verlassen der Meta-Ebene
9. Juni 2023 um 12:07Vor rund einem Jahr habe ich meine Facebook- und Instagram-Accounts gelöscht. Vermisst habe ich sie keinen Tag. Und ich frage mich: Wann folgt Whatsapp und wann Twitter?
Sicher fast eine Dekade lang haben mich die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram begleitet. Ich war bei beiden ein DAU – ein "Daily Active User", eine der wichtigsten Kenngrössen von digitalen Plattformen.
Ich mochte vor allem Facebook gerne. Die Plattform hat mir viele Jahre lang Spannendes und Unterhaltsames geliefert – darunter auch Hinweise, die ich beruflich als Journalist nutzen konnte. Und bei Instagram hatte es immerhin schöne Bilder.
Zwei Rollen, zwei Sichtweisen
Es ist jedoch nicht so, dass ich ein besonders datensparsamer Mensch wäre oder dass es mich als Nutzer störte, dass sich der Meta-Konzern (eigentlich) um Datenschutz foutiert. Das beweist allein die Tatsache, dass ich Whatsapp nach wie vor auf dem Handy installiert habe. Ich war glücklicherweise auch nicht von den negativen, gesellschaftlichen Begleiterscheinungen von Facebook und vor allem Instagram betroffen: Druck, Mobbing, Belästigung oder ähnliches habe ich anders als viele andere nie erlebt.
Doch als Technikjournalist stört mich die datenschutzfeindliche Haltung von Facebook & Co. sehr wohl, weil sie vor allem Nutzerinnen und Nutzer betrifft, die sich der Datenkraken-Mentalität von Meta gar nicht bewusst sind. Und ebenso schlimm finde ich, wie wenig Meta gegen den gesellschaftlichen Druck, den vor allem Instagram auf junge Menschen ausübt und die sexuelle Belästigung, der vor allem Frauen ausgesetzt sind, unternimmt.
Ausser "Performance Marketing" nichts verpasst
Dementsprechend habe ich mich vor ziemlich genau einem Jahr dafür entschieden, Facebook und Instagram zu löschen. Und ich habe bis heute nicht das Gefühl, dass ich seitdem irgendetwas verpasst hätte. Auf beiden Plattformen nahm die uninteressante Werbung, im Fachjargon "Performance Marketing" genannt, zuungunsten von relevanten Inhalten massiv überhand. Und ich gehe nicht davon aus, dass sich dieses Verhältnis während meiner Abwesenheit wieder gebessert hat.
Doch ich bin mir bewusst, dass es mit dem Löschen der beiden Accounts nicht getan ist. Die nächsten Kandidaten, die mich zu einem Abschied drängen, stehen schon Schlange. Da ist einerseits Whatsapp, die bei mir letzte Verbliebene auf der Meta-Ebene. Da zögere ich noch, weil ich mich von der Kommunikation mit Freunden, Bekannten und Familie ausschliessen würde.
Twitter und Whatsapp müssen noch ein bisschen bleiben
Und da ist noch Twitter, das seit der Übernahme von Elon Musk vieles dafür tut, mich loszuwerden. Mich stören die offensichtliche Vorzugsbehandlung von Rechtspopulisten, die Möglichkeit, sich Reichweite kaufen zu können oder der Umgang mit Accounts, die sich kein Bezahlabo leisten können oder wollen. Schliesslich bezahlen auch diese für Twitter, einfach mit ihren Daten statt mit Geld. Beides zu verlangen, ist zumindest unredlich.
Doch auch bei Twitter gilt: Noch will ich mich nicht verabschieden, weil das soziale Netzwerk immer noch zu gut und die Alternativen zu schlecht sind – looking at you, Mastodon!
Aber es ist klar: Sobald die vernünftigen Alternativen da sind, bin ich auch bei Whatsapp und Twitter weg. Facebook und Instagram liessen sich glücklicherweise ersatzlos streichen.
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