Vogt am Freitag: Waschen für Huawei

30. August 2024 um 15:20
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Die Zusammenarbeit zwischen ICT-Berufsbildung Schweiz und Huawei ist auf mehreren Ebenen schwierig. Lässt sich der Verband instrumentalisieren?

"ICT-Berufsbildung Schweiz lanciert in Zusammenarbeit mit Huawei ein Bildungsprojekt", so kündigte der Verband diese Woche einen neuen eidgenössischen Abschluss im Bereich KI an. Das Unternehmen verfolge eine klare KI-Strategie, die sich von der Grundlagenforschung über das Produktportfolio bis hin zur Talent­förderung erstrecke, schreibt ICT-Berufsbildung Schweiz.

Null Lernende im Kanton Zürich

Mich erstaunt die Zusammenarbeit sehr. Die Schweizer Niederlassung von Huawei an sich ist bereits eine spezielle Wahl als Partner eines Berufsausbildungsverbands. Dies, weil sich diese bis dato nicht wirklich durch besonders grosses Engagement im Bereich Lehrlingsausbildung hervorgetan hat. Aktuell beschäftigt das Unternehmen keinen einzigen Lernenden im Kanton Zürich.
Weshalb also sollte das Unternehmen für diese Zusammenarbeit überhaupt infrage kommen? Aus Sicht des Verbands ist diese Wahl für mich nicht nachvollziehbar, auch wenn dieser in seiner Mitteilung behauptet, dass die Zusammenarbeit "die internationale Anschlussfähigkeit des neuen eidgenössischen Abschlusses stärken" werde.

Huaweis PR-Maschinerie

Umgekehrt finde ich das Engagement von Huawei in diesem Bereich verständlich. In Zeiten, in denen Deutschland Huawei verbannt und die USA die Schrauben anziehen, ist das Unternehmen auf gute PR angewiesen. Und was könnte sich nach aussen hin besser machen, als ein Engagement im Bereich Berufsbildung? Es insinuiert, dass sich Huawei für die gute Sache einsetzt und deshalb ein vertrauenswürdiges Unternehmen ist. Klammer auf: Huawei geht in ganz Europa so vor. Das Unternehmen gibt laut Lobbycontrol seit 2012 zwei bis drei Millionen Euro pro Jahr für Lobbyarbeit in Brüssel aus.
Aber ist es das wirklich? Da gehen die Meinungen (vorsichtig formuliert) auseinander. Die erwähnte Verbannung aus deutschen 5G-Netzen passierte vor allem aus Sorge um die Sicherheit kritischer Infrastrukturen. Bewiesen ist von alledem freilich nichts und Huawei selbst beteuert regelmässig seine Unabhängigkeit vom chinesischen Staat. Dennoch kann man den Konzern, ohne rot zu werden, als "umstritten" bezeichnen.

Berufsbildung Schweiz lässt sich instrumentalisieren

Aus diesen Gründen halte ich die Zusammenarbeit von ICT-Berufsbildung Schweiz und Huawei für falsch und finde, dass sich der Verband instrumentalisieren lässt. Dank dieser Zusammenarbeit (bzw. dem überwiesenen Batzen) steht Huawei zumindest hierzulande wieder mit einer etwas weisseren Weste da.
Ich bin sicher, dass das Geld aus dem PR-Topf Huaweis gut investiert ist und sich so mancher Politiker und so manche Behörde vom "weissen Gilet" blenden lässt und nicht mehr so genau hinschaut.
Es ist unmöglich, dass ICT-Berufsbildung Schweiz dies möglich macht.

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