Würmer, beziehungsweise den zoologische Stamm der Anneliden, gibt es seit mindestens 500 Millionen Jahren. Computer-Würmer seit Mitte der 80er-Jahre. Am 2. November 1988 wurde ein Computer des Massachusetts Institute of Technology (MIT) vom "Morris Wurm" infiziert. Von diesem Computer aus verbreitete sich der Wurm über das damalige Internet, das "Arpanet". Er infizierte laut Schätzungen rund 10% der etwa 60'000 angeschlossenen Computer und legte viele davon weitgehend lahm. Es handelte sich hauptsächlich um Universitätscomputer, aber auch Computer von militärischen Einrichtungen in den USA. Zu den Opfern gehörten beispielsweise die Universitäten von Harvard, Princeton, Stanford und Johns Hopkins, aber auch die NASA und das Waffenforschungs-Institut Lawrence Livermore National Laboratory.
Aufgrund der damaligen Medienberichte über den Vorfall war dies das erste Mal, dass die modernen "Würmer" ins Bewusstsein der Öffentlichkeit traten. Experten betrachten den Vorfall zudem als den ersten grossen Angriff auf das Internet.
Als Angriff war das Ganze aber wohl nicht geplant. Der Morris Wurm löschte keine Files und richtete keine anderen direkten Schäden an. Aber ein Computer-Wurm braucht im Gegensatz zu einem Computervirus keine Träger, um sich zu verbreiten. Viren wurden damals vor allem via Disketten und E-Mails verbreitet. Der Morris Wurm konnte sich dagegen selbst replizieren und von einer Maschine aus weitere ans Netz angeschlossene Computer infizieren. Und sein Programmierer Robert Tappan Morris, der an der Cornell-Universität arbeitete, hatte die Effizienz seiner Schöpfung unterschätzt.
Ein harmloser Streich?
Wenn sich der Morris Wurm auf einem Computer einnistete, verlangsamte er ihn. Eigentlich wollte Morris seinen Wurm so programmieren, dass er einen Computer jeweils nur einmal infizieren konnte. Aufgrund einer anderen Programm-Instruktion, die das Gegenteil bewirkte, tat er dies aber trotzdem oft mehrmals. Die betroffenen Computer wurden dadurch immer langsamer und manche schliesslich unbrauchbar. Der erste grosse Wurm-Angriff war also gleichzeitig, wenn auch unbeabsichtigt, der erste grosse Denial-of-Service-Angriff.
Dass nur rund 10% der Arpanet-Computer infiziert wurden, lag daran, dass der Wurm nur eine bestimmte Betriebssystem-Variante angreifen konnte, das Berkeley Unix.
Happy End für Morris
Der unter seinen Kollegen als "Streichespieler" (Prankster) bekannte Morris wollte laut eigenen Aussagen und denen von Freunden eigentlich nur demonstrieren, was für ein guter Programmierer er war. Und den Computer am MIT als erstes Angriffsziel soll er ausgesucht haben, weil er gerne von der Cornell-Universität ins MIT gewechselt hätte.
Trotz seiner nicht wirklich bösen Absichten wurde Robert Tappan Morris 1990 der erste Amerikaner, der aufgrund des 1986 geschaffenen "Computer Fraud and Abuse Act" verurteilt wurde. In den Knast musste er allerdings nicht. Die Strafe bestand aus einer Busse und 400 Stunden gemeinnütziger Arbeit.
Und Jahre später wurde auch noch sein Traum wahr, am MIT zu arbeiten: 2006 wurde er vom MIT zum ordentlichen Professor ernannt.