

Deutsche Apobank migriert mit Problemen auf Avaloq
4. Juni 2020 um 15:59Bancomaten und die App machen offenbar seit Dienstag Probleme bei der Apobank. Aber auch Daueraufträge führen zu Wutausbrüchen.
Der Avaloq-Vorzeigekunde in Deutschland, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank Apobank, hat über Pfingsten auf die Software des Schweizer Banken-Software-Anbieters migriert. Die Migration verlief nicht reibungslos.
Die Migration auf die neue Lösung – von Avaloq und DXC durchgeführt – führte zu vielen Problemen, so schreiben erbitterte Kunden in Tweets und Medien wie 'finanz-szene.de'. Eigentlich hatte es seitens der Bank geheissen, am Dienstag 2. Juni vormittags solle alles wieder funktionieren, aber auch heute scheint es noch Probleme mit Daueraufträgen und andere Probleme zu geben.
Die Apobank hatte zwar am 3.6. getwittert, nun laufe alles stabil.
"Dieses Statement gehört eher ins Reich der Fabeln und Sagen", antwortete ein Twitterer im entsprechenden Thread.
Gegenüber 'Apotheke ad Hoc' Gegenüber 'Apotheke ad Hoc' sagte eine Bank-Sprecherin: Eine solche IT-Umstellung sei eine "komplexe Angelegenheit". Sie habe hinzugefügt, "alles ist gut gelaufen", allerdings funktioniere noch nicht alles reibungslos.
Das Geldabheben von Bancomaten funktionierte auch heute nicht überall "reibungslos", wie die Bank zugibt. Finanzsoftware wie Finanzmanager oder Starmoney sollen weiterhin nicht funktionieren, heisst es in einem Kommentar auf Twitter.
Ausserdem kämpften Apobank-Kunden mit ungewöhnlichen Problemen, die kaum Avaloq oder DXC angelastet werden können: In einem Informationsschreiben wurde laut 'Apotheke ad Hoc' den Bankkunden ein "Code zur Verfügung gestellt, mit dem man die neue App "apoTAN+" aktivieren sollte. Doch schon hier begannen die Probleme: Wer nach Installation der App den Code einscannte, musste diesen online im Kundenkonto eingeben. Danach wurde ein weiterer Code abgefragt – diesen erhielt man nur, wenn man nun den zweiten Code auf der Website fotografierte. Dazu fehlte aber die Erklärung – mit etwas spielerischem Einsatz konnte man die Lösung finden".
"Keine Bearbeitung von Daueraufträgen und Buchungsvorlagen, Geldautomaten funktionieren zum Teil nicht, mit der Kreditkarte Geld abzuheben ist generell derzeit nicht möglich und für das Aktivieren der neuen App war die Anleitung lückenhaft", bilanziert 'Heise'. Es seien "massive Störungen."
Zudem stand die neue "apoBanking+“-App nicht rechtzeitig im Play Store zur Verfügung. "Das Einstellen der apoBanking+ App im Google Play Store verzögert sich etwas", hiess es auch heute auf der Website der Bank. In der Apple-Version erhielt die App offenbar nahezu vernichtende Kritiken mit 1,5 oder 2 Punkten im Durchschnitt.
Gravierend sind andere Probleme. Ein ehemaliger Informatiker sagte 'Apotheke ad hoc': "Gestern konnte ich meine Apobank-EC-Karten beim Tanken nicht benutzen, alle zeigten Systemfehler.“ Der "Oberknaller" sei, dass die Apobank ohne seinen Auftrag 1000 Euro von seinem Hauptkonto auf zwei Unterkonten gebucht habe. Verschwunden seien alle Daueraufträge und seine über 40 Überweisungsvorlagen: "Die muss ich jetzt wieder alle eingeben." Zu seinem Kreditkonto habe er gar keinen Zugang mehr.
Laut 'inside-paradeplatz.ch'Laut 'inside-paradeplatz.ch' (in keiner Weise mit uns verbunden) hatte eine Avaloq-Sprecherin erklärt: "An dieser komplexen Umstellung sind verschiedene Provider beteiligt. Angesicht der Komplexität der IT- (DXC) und Software-Umstellung (Avaloq) kam es in der Anfangszeit zu Störungen, welche teilweise schon behoben wurden.“ Die Bank entschuldigte sich für die Probleme, man arbeite mit Hochdruck an der Lösung.
Laut 'finanz-szene.de' kostet die Umstellung vom alten System auf Avaloq 400 bis 500 Millionen Euro. Die Bank sprach an der Bilanz-Pressekonferenz selbst von "einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag". Die Website analysiert diverse Unterlagen wie Geschäftsberichte und listet die Kosten und Kostensteigerungen auf. Worauf diese Steigerungen zurückzuführen sind, ist nicht bekannt.
Die Apobank reagierte bis Redaktionsschluss nicht auf unsere Fragen zu den Ursachen, zur Dauer der diversen Störungen und einer Bewertung der Rolle von Avaloq.
Die Apobank ist eine mittelgrosse deutsche Genossenschaftsbank mit rund 2500 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von 49,6 Milliarden Euro.
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