Die Finanzkontrolle hat das über 400 Millionen Franken teure IKT-Schlüsselprojekt DaziT der Zollverwaltung geprüft.
Im IT-Programm DaziT will die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) bis 2026 sämtliche Kernprozesse digitalisieren. Die Kosten für DaziT belaufen sich auf insgesamt 426,8 Millionen Franken für die Jahre 2018 bis 2026. Der Bundesrat hat DaziT im April 2016 zu einem IKT-Schlüsselprojekt erklärt. Damit unterliegt das IT-Projekt regelmässigen Prüfungen durch die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK).
In ihrer letzten Prüfung, deren Bericht eben publiziert wurde, fokussierte die EFK auf den Stammdaten- und den Unternehmensarchitektur-Prozess.
Stammdaten-Projekt übernimmt Vorreiterrolle
Aufgrund der fortgeschrittenen Umsetzung im Bereich Stammdaten habe DaziT eine Vorreiterrolle übernommen, schreibt die EFK. Um das langfristige Ziel des Bundesrates nicht zu gefährden, sei eine enge Zusammenarbeit mit Projekt Superb23 erforderlich, dem Projekt zur Vereinheitlichung und Migration der bestehenden SAP-Systeme auf S/4Hana.
Das DaziT-Projekt "Stammdaten" baut eine zentrale Stammdatenverwaltung auf. Zum Einsatz kommt "Master Data Governance" von SAP (SAP-MDG). Die Lösung beinhaltet die Geschäftspartnerverwaltung (GP) der EZV und die Verwaltung der zollspezifischen Stammdaten (CO: custom object).
Der Go Live für die Geschäftspartnerverwaltung ist auf das erste Quartal 2020 und für zollspezifische Stammdaten auf das zweite Quartal 2021 geplant.
Das Projekt Stammdaten übernehme beim Aufbau der neuen S/4Hana-Lösung eine Vorreiterrolle. Die SAP-Lösung wird seit 2019 in der BIT-Cloud betrieben. Das Projekt Superb23 werde die im Rahmen von DaziT realisierte Lösung übernehmen und weiter ausbauen.
EZV arbeitet agil
Als Projektführungsinstrument komme bei "Stammdaten" Scrum zum Einsatz. Die "Akzeptanz und Resultate", so die EFK, bestätigen diese Vorgehensweise. Scrum werde im Projekt Stammdaten aktiv gelebt. Die Rolle des Product Owners als Bindeglied zwischen der bestehenden Fachorganisation und dem Entwicklungsteam sei gut etabliert. Mit kurzen Kommunikationswegen und einer stark personenbezogenen Steuerung werde viel erreicht, bilanziert die Finanzkontrolle. Allerdings bestehe hier auch das Risiko, mahnt die EFK, dass bei zunehmender Arbeitsbelastung relevantes Wissen nicht zeitnah geteilt werde.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit Scrum werde die EZV die agile Vorgehensmethode auf das gesamte Programm ausdehnen, ist dem EFK-Bericht zu entnehmen.
Transformationsprogramm DaziT steckt selber in einer Transformation
Neben dem Projekt Stammdaten stand bei der EFK-Prüfung das Programmmanagement im Umfeld der vom Bundesrat im April 2019 entschiedenen Weiterentwicklung der Zollverwaltung im Fokus. Unter dem Namen "Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit" (BAZG) entsteht eine neue Organisation. Diese beeinflusse das Programm DaziT erheblich, schreibt die EFK.
Das Programm DaziT habe sich bis vor Kurzem mehrheitlich mit der technischen Dimension der digitalen Transformation auseinandergesetzt, stecke nun aber selbst in einer Transformation. Die bestehende Roadmap müsse überarbeitet werden. Die neue Roadmap liesse sich nicht ohne die Erweiterung der Geschäftsarchitektur insbesondere des Prozessmodells konkretisieren.
Der Aufbau der zukünftigen Stammorganisation des BAZG, die Sicherstellung des operativen Geschäfts mit der bestehenden EZV-Organisation sowie das Programm DaziT seien die zentralen Schwerpunkte der Amtsführung, schreibt die EFK. Die grösste Herausforderung auf dem Weg zum neu aufgestellten Bundesamt wird die Orchestrierung dieser Schwerpunkte über die nächsten Jahre sein. Nur mit einer agilen und lernenden Organisation wird die EZV dieser Herausforderung gerecht, schliesst der Bericht. (kjo)