Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat das Programm ERP-Systeme V/ar (Erpsysvar) unter die Lupe genommen. In dessen Rahmen sollen bis 2025 die militärischen ERP-Systeme ersetzt werden. Geplant sind dafür Kosten von 444,9 Millionen Franken.
"Zum Prüfungszeitpunkt betragen die Ist-Kosten rund 82,4 Millionen Franken", hält die EFK fest und stellt dem Programm grundsätzlich gute Noten aus: Die Prozesse zur Führung von Erpsysvar würden professionell umgesetzt. Zudem funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Programm Superb23 für den koordinierten Neubau des zivilen ERP-Systems gut.
Die engen Abhängigkeiten bergen ein Risiko
Allerdings sieht die EFK zugleich hohe Risiken in den "sehr engen inhaltlichen und terminlichen Abhängigkeiten der beiden Programme". Genannt werden der Aufwand für die Koordination sowie die geringe Flexibilität bei Anpassungen der Systeme.
Eine Zielsetzung des neuen Systems ist, dass die Armee einsatzrelevante ERP-Systeme im Ernstfall schnell abkoppeln und autark betreiben könnte. Der aktuelle Ansatz der engen Abhängigkeiten laufe möglicherweise den strategischen Zielen einer Zwei-System-Landschaft zuwider, hält die EFK nun fest und erklärt: "So könnten Prozessschnittstellen zwischen den ERP-Systemen einen autarken Betrieb und einsatzbezogene Anpassungen des ERP-Systems V/ar erschweren oder gar verhindern".
Die Geprüften äussern sich im Bericht zu den Bedenken: Die gemeinsame Einführungsstrategie basiere auf technischen Sachzwängen wie dem Produktwechsel von SAP R/3 auf S/4Hana sowie unterschiedlichen Datenbankstrukturen. Auch wirtschaftliche Überlegungen spielten eine Rolle. Hätte man einen anderen Ansatz gewählt, hätte dies mutmasslich zu Mehrkosten geführt, heisst es vom Armeestab weiter.
EFK erwartet rasche Grundsatzentscheide der Armee
Die EFK erwartet, dass die Armee noch grundsätzliche Entscheide treffen muss. Dabei geht es um die Entkopplungsarchitektur, die Entflechtung der Systeme des VBS, den Umfang des Kernels, den Einsatz von Cloudtechnologien sowie die Degradationsfähigkeit der einsatzrelevanten Systeme. Diese Entscheide hätten einen wesentlichen Einfluss auf die kommenden Meilensteine des gesamten Unterfangens, Verzögerungen der Entscheide brächten derweil das Risiko deutlicher Kostensteigerungen mit sich, gibt die Finanzkontrolle zu bedenken.
Die Ziele des Programms seien mehrheitlich nicht messbar spezifiziert und die prognostizierten Gesamtkosten nicht mit dem IKT-Schlüsselprojekt-Reporting abgeglichen. Damit könne man die Zielerreichung und den Fortschritt nicht objektiv beurteilen, so die Finanzkontrolle. Man müsse die Programmziele für eine effektive Steuerung schärfen, also quantifizierbare Messgrössen bestimmen.