Seit Anfang April ist in Island die App Rakning C-19 verfügbar, um Coronavirus-Infektionen nachzuvollziehen. Die App ist eine von mehreren Massnahmen, die in Island umgesetzt wurden, um die Pandemie einzudämmen.
Und die Applikation war einigermassen beliebt, wie das Journal 'MIT Technology Review' schreibt. Sie wurde von 38% der 364'000 Isländern heruntergeladen. Eine hohe Zahl, vor allem wenn man bedenke, dass es sich hierbei um eine Location-Tracking-App handle, schreibt
Marcel Salathé auf Twitter. Der EPFL-Forscher ist einer der Mitwirkenden der Schweizer Contact-Tracing-Projekts DP-3T.
Die isländische App sammelt die GPS-Daten des Geräts und speichert sie lokal auf dem Smartphone, heisst es in der Beschreibung der App im Google Play Store. Wenn beim User die Covid-19-Krankheit diagnostiziert wird, wird er von der Gesundheitsbehörde gebeten, die Standortdaten für die Ermittlung von Kontaktpersonen weiterzugeben. So sollen Personen identifiziert werden, die möglicherweise unter Quarantäne gestellt werden müssen.
Island zählt bis anhin rund 1800 Corona-Fälle, was gemessen an der Bevölkerung vergleichsweise hoch ist. Die Eindämmungsmassnahmen in Island scheinen aber gut zu funktionieren. Aktuell gibt es laut Zahlen der John Hopkins University noch 18 aktive Fälle, der letzte bestätigte Covid-19-bedingte Todesfall war am 19. April.
Wirkung der App ist "relativ gering"
Trotz der frühen Lancierung der App und der weiten Verbreitung in der Bevölkerung, sei die Wirkung von Rakning C-19 im Vergleich zu manuellen Techniken relativ gering gewesen. Dies sagte ein Senior-Angestellter aus dem isländischen Covid-19-Response-Team
zum 'MIT Journal'. Gestur Pálmason, ein Kriminalinspektor, der die Bemühungen zur Ermittlung von Kontaktpersonen überwacht, fügt an: "Die Technologie ist mehr oder weniger ... ich würde nicht sagen, nutzlos. Aber es ist die Kombination von beidem, das die Ergebnisse bringt."
Die App habe sich zwar in wenigen Fällen als nützlich erwiesen, sei aber nicht wirklich ein "Game Changer" gewesen. Die Möglichkeiten und Vorteile der App seien ausserdem von Menschen, die begierig seien, technologische Lösungen für die Pandemie zu finden, übertrieben dargestellt worden, fügt Pálmason an.
Ausbezahlt in der Pandemie-Bekämpfung in Island hat sich laut dem Behördenvertreter vor allem das entschlossene Vorgehen mit Tests, Rückverfolgung und Isolierung.