Die Europäische Zentralbank (EZB) führt seit fast 2 Jahren Projekte zum digitalen Euro durch. Die Notenbank der EU prüfe Optionen, wie man bargeldähnliche Merkmale erzeugen könne und bei niedrigeren Beträgen die Privatsphäre besser schütze, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments.
Nächstes Jahr wird das Gesamtdesign eines möglichen digitalen Euros geprüft, wie aus der
dokumentierten Rede von Panetta hervorgeht. Im Herbst 2023 wird dann entschieden, ob eine Realisierungsphase eingeleitet wird, um eine technische Lösung zu entwickeln und zu testen. Es dürfte danach noch rund drei Jahre dauern, erst danach könnte die Entscheidung über die Ausgabe eines digitalen Euro fallen. Das heisst: Einen digitalen Euro soll es vor 2026 nicht geben. Das berichtet das Finanztechmedium 'Finextra'.
Rechtliche Rahmenbedingungen müssen bald stehen
Zuvor müssen noch diverse Fragen geklärt werden: Welche Front-End-Services sollen Finanzdienstleister anbieten können? Wie werden Zahlungen abgewickelt? Und nicht zuletzt: Wie wird die Währung an Nutzer verteilt? Diese haben nach wie vor kein Konto bei der EZB, sondern bei einem Intermediär, analog den heutigen Bankkonten. Allerdings wären dies Konto- und Wallet-Anbieter, die über das nötige technische Know-how verfügen und von der Finanzmarktaufsicht lizenziert werden müssten.
Sie würden die Technologie zur Verfügung stellen, die für Zahlungen in Ladengeschäften, online oder zwischen Privatpersonen erforderlich sind. Derzeit laufen Abklärungen der EZB, welche Geräte und Technologien in Frage kommen würden. Dazu werden Prototypen entwickelt. Die Intermediäre sollen auch für die Authentifizierung der Kunden und die Validierung von Transaktionen verantwortlich zeichnen. Damit sich die Partner vorbereiten können, müssen bald
rechtliche Rahmenbedingungen definiert sein. Diese sollen noch im 1. Quartal 2023 von der Europäische Kommission vorgeschlagen werden.
Amazon ist ein Partner der Prototypenphase
Könnte Amazon so ein Intermediär sein? Für Fragen sorgte auf jeden Fall die Entscheidung der EZB, Amazon als einen von 5 Partnern für die Prototypenphase zu wählen. Bei der Präsentation in Brüssel wurde Panetta auf die US-Herkunft und Datenschutzprobleme angesprochen, schreibt
'Finextra'. Laut dem Bericht sagte das EZB-Direktoriumsmitglied, dass der Prototyp wenig Einfluss auf die künftigen Pläne haben soll. Man werde in den nächsten Phasen verschieden Interessensgruppen, wie Intermediäre, Verbraucher und Einzelhändler zu Rate ziehen.
Wie bei Banknoten würde der digitale Euro in der Bilanz des Eurosystems erfasst und die EZB wäre bei der Abwicklung von Zahlungen haftbar. Deshalb müsse die Ausgabe der vollen Kontrolle des Eurosystems unterliegen, die EZB darum die Abwicklungssysteme der Intermediäre übernehmen, die den digitalen Euro an Endnutzer weitergeben. Dennoch soll die Privatsphäre durch eine Datentrennung zwischen jenen Intermediären und dem Eurosystem sowie weitere Datenschutzmassnahmen gewährleistet werden, so Panetta.