Ich habe gestern das E-Health-Forum in Bern besucht, wo Vertreter der Gesundheitsbranche und in selbiger tätige Anbieter betonten, wie schwierig und mühsam, aber überfällig es sei, die ganzen PDF-Friedhöfe zu digitalisieren. Dabei stellte ich fest, dass es helfen würde, wenn alle Beteiligten etwas stärker zusammenarbeiteten und mehr Standardprodukte einsetzten, anstatt dass jedes Feldwaldwiesenspital seine eigene proprietäre Lösung für die Integration des elektronischen Patientendossiers (EPD) zusammenzimmert.
Apropos PDF-Friedhof: Besucherinnen und Besucher der Messe hatten die Möglichkeit, ihr eigenes EPD vor Ort zu eröffnen. Wie praktisch, dachte ich, das geht sonst nur an wenigen Orten in der Schweiz.
Problem Nr. 1: eine simple Unterschrift
Am Stand von Axsana, dem grössten der sieben Schweizer Anbieter von elektronischen Patientendossiers, musste ich bloss meine ID und die verifizierte SwissID parat haben und nur 5 Minuten später sollte ich mich wieder den schönen Dingen des Messelebens widmen können. Also Kaffee und Mandelbärli.
Nun, Sie werden es vermuten. Wäre ich tatsächlich 5 Minuten später schon beim Barista gestanden, ich hätte diese Geschichte nicht erzählt. Sie geht nämlich so:
Nach der Kontrolle der ID und dem Ausfüllen eines Online-Formulars liess sich dieses nicht übermitteln. Während rund einer Viertelstunde liess sich nicht eruieren, ob das am Format der E-Mailadresse (Nein), der Telefonnummer (Nein), an der Adresse (Nein) oder an einem kritischen Artikel von mir über Axsana (Nein, natürlich nicht) lag. Nun, die Ursache dafür war tatsächlich meine – zugegebenermassen – etwas simple Unterschrift, die das System als zu unsicher taxierte.
Problem Nr. 2: eine neue ID
Ich erfand also kurzerhand eine neue Unterschrift, die vom System als tauglich (und genügend fälschungssicher) anerkannt wurde und tatsächlich: Das Formular konnte übermittelt werden.
Bestellt war mein neues (und soweit eigentlich auch unnützes EPD, weil kaum jemand eins hat) aber noch nicht. Zuerst mussten noch E-Mail-Adresse und Handynummer verifiziert werden. Aber dies klappte bei mir ebenfalls nicht. Grund dafür: Ich erhielt vor rund 4 Wochen eine neue ID, weil die alte abgelaufen war. Eine neue Schweizer Identitätskarte killt die Verifizierung der SwissID und erfordert eine neuerliche Authentifizierung. Und ohne Verifizierung gibts eben kein EPD.
Problem Nr. 3: ein manueller Prozess
Wer seine SwissID schon verifiziert hat, kennt das folgende Prozedere: Formular ausfüllen (online), Identitätskarte fotografieren (digital) und Ergebnisse hochladen (online), zwei Seiten ausdrucken, in Couvert stecken und abschicken (offline). Und rund 48 Stunden warten, ebenfalls offline, am besten bei Kaffee und Mandelbärli. Wenn das geschehen ist, sollte ich wie unter "Problem Nummer 2" beschrieben, E-Mail-Adresse und Telefonnummer verifizieren und die Bestellung meines EPDs endgültig auslösen können. - Nach 48 Stunden und 45 Minuten (so viel Zeit verbrachte ich ungefähr am Messestand) statt der ursprünglich avisierten 5 Minuten.
Lösung Nr. 1: Dropbox mit 2FA
Bis dahin bewahre ich sämtliche Dokumente meiner Familie wie bisher als PDF in meiner Dropbox (es könnte auch Google Drive oder sonst ein Superonlinespeicher sein) auf – viel schlechter als ein EPD ist das auch nicht. Ich kann die Dokumente mit den Parteien teilen, die darauf zugreifen müssen und hey: Es gibt sogar Zwei-Faktor-Authentifizierung ohne dass ich dafür ein Papier unterschreiben und in einem Couvert irgendwo hinschicken muss.