Am Freitag publizierte Red Hat eine "
dringende Sicherheitswarnung". Demnach würden zwei Versionen von "XZ Utils", einer in Unix-Systemen weit verbreiteten Datenkomprimierungsbibliothek, eine schwerwiegende Lücke aufweisen. Diese (
CVE-2024-3094) erhielt den CVS-Score mit der allerhöchsten Warnstufe 10 zugewiesen. Entdeckt hatte die Lücke der Open-Source-Entwickler und Microsoft-Engineer Andres Freund, der den Fund in
einer Mailingliste dokumentierte.
Hätte Solarwinds in den Schatten gestellt
Das einstige Hobbyprojekt
Linux feierte kürzlich den 30. Geburtstag und werkelt heute auf Dutzenden von Milliarden Geräten, vom Staubsauger oder Auto über Switches und Router bis zum Supercomputer. Und genau das machte die Lücken so gefährlich: Sie hätte es via Supply-Chain-Angriffe ermöglicht, die Kontrolle über Millionen von Servern zu übernehmen. Wie '
Dnip' schreibt, sei dies von langer Hand geplant gewesen. "Die Unbekannten haben sich über mindestens drei Jahre gezielt vorbereitet", heisst es dort. '
Arstechnica' schreibt, dass die XZ-Lücke bei einer erfolgreichen Ausnutzung den Solarwinds-Angriff aus dem Jahr 2020 "in den Schatten gestellt" hätte.
Wie '
Darkreading' berichtet, haben übers Wochenende die Teams der Linux-Distributionen Fedora, Debian, Opensuse, Kali und Arch ebenfalls Sicherheitswarnungen publiziert, man solle zu einer früheren, stabileren Software-Version zurückkehren, um das Risiko der Remote-Code-Ausführung zu mindern. Die auf Supply Chain Security spezialisierte Firma Binarly hat ausserdem
ein kostenloses Tool veröffentlicht, um nach XZ-Bibliotheken mit Backdoor zu suchen.
Bisher bester Supply-Chain-Angriff
Nach aktuellem Wissensstand konnte durch die frühe Entdeckung der Lücke durch Andres Freund Schlimmeres verhindert werden. "Wäre dieser Schadcode in stabile Betriebssystemversionen mehrerer Linux-Distributionen eingeführt worden, hätten wir eine massenhafte Ausnutzung in freier Wildbahn erleben können", sagte Scott Caveza, Forschungsingenieur des Security-Anbieters Tenable zu 'Darkreading'. "Dies könnte der am besten ausgeführte Supply-Chain-Angriff sein, den wir bisher gesehen haben", schrieb Experte
Filippo Valsorda auf Bluesky. Die Lücke sei "zu 100% nur durch pures Glück" gefunden worden.