Microsoft gibt nach Behörden-Kritik Premium-Log-Daten frei heraus

20. Juli 2023 um 11:15
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Foto: Sam Torres / Unsplash

Nach dem verheerenden Angriff auf seine Cloud-Dienste macht Microsoft erweiterte Logdaten kostenfrei zugänglich. Die CISA hatte auf deren Grundlage die grosse Attacke entdeckt.

Microsoft erweitert den Zugang zu detaillierten Cloud-Logdaten, damit Sicherheitsvorfälle besser untersucht werden können. Bislang standen diese nur Kunden zur Verfügung, die für Microsoft Purview Audit bezahlten. Die Erweiterung folgt aber nicht ganz freiwillig. Nach einem erfolgreichen Cyberangriff auf Microsofts Cloud-Dienste hatte die US-Cybersecurity Agency CISA den Hersteller deutlich kritisiert.
Die Behörde hatte den seit Mitte Mai laufenden Angriff auf E-Mail-Konten von Microsoft-Kunden dank den "Premium Logdaten" entdeckt. Rund 25 Organisationen sollen über Cloud-Dienste von Microsoft zum Ziel geworden sein, darunter das US-Handels- und das Aussenministerium. Bis heute ist unbekannt, wie die Angreifer in Besitz des Microsoft-Kontosignaturschlüssels (MSA) gelangt waren, um in E-Mail-Konten von Kunden einzudringen.
Dank dem Premium-Logging, das nun kostenlos allen Kunden zugänglich gemacht wird, soll eine Kompromittierung einfacher erkannt werden können. Ab September 2023 sollen weitere Daten für die Analyse folgen. "In den kommenden Monaten werden wir unseren weltweiten Kunden ohne zusätzliche Kosten den Zugang zu weiteren Cloud-Sicherheitsprotokollen ermöglichen", schreibt Microsoft in einer Mitteilung.

Applaus und Kritik von US-Cyberbehörde

Das CISA "applaudiert" auf seiner Website, wie es in einem Beitrag heisst. Vorab hatte die Behörde aber nicht mit Kritik gegeizt: "Von Unternehmen zu verlangen, mehr für die notwendige Protokollierung zu zahlen, ist ein Rezept für unzureichende Transparenz bei der Untersuchung von Cybersicherheitsvorfällen", schrieb etwa CISA-Executive Eric Goldstein noch gestern in einem Blogbeitrag.
In der Vergangenheit standen die erweiterten Protokollierungsfunktionen nur Microsoft-Kunden zur Verfügung, die Lizenzen für die Microsoft Purview Audit zahlten. Diese sollen nun im Standard Purview Audit zugänglich sein, um detaillierte Protokolle des E-Mail-Zugriffs und 30 weitere Datenpunkte einzusehen. Zudem will Microsoft auch für Audit-Standard-Kunden Daten 180 statt 90 Tage aufbewahren. Für Premium-Kunden werden weitere Funktionen wie "Intelligent Insights" angeboten.
Auch die CISA hat bereits auf den Vorfall reagiert. Sie hat ihre gratis Tools und Tipps für die Sicherheit von Cloud-Umgebungen vor wenigen Tagen aktualisiert. Zudem hat die Behörde zusammen mit dem FBI einen Leitfaden (PDF) für das Aufspüren von ausgeklügelten Angriffen auf Outlook Online veröffentlicht.

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