Mozilla kritisiert Online­platt­formen wegen mangelnder Transparenz

16. April 2024 um 10:12
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Foto: Marten Bjork / Unsplash

Die EU hat Facebook, X oder Snapchat besondere Transparenz­pflichten bei Werbung auferlegt. Einem Mozilla-Bericht zufolge sind deren Tools aber ungenügend.

Für grosse Onlineplattformen wie Meta, Linkedin oder X gelten in der EU neue Transparenzregeln für politische Werbung. Damit soll beispielsweise ersichtlich sein, wer dahinter steckt und wer die Werbung bezahlt. Eine öffentlich verfügbare Werbedatenbank sollte es Bürgern, Journalistinnen oder Strafverfolgern ermöglichen, die Werbeanzeigen zu untersuchen, um unter anderem sicherzustellen, dass es sich nicht um illegale oder irreführende Inhalte handelt.

Ergebnis: Mangelhaft

Die Mozilla Foundation hat gemeinsam mit der finnischen Softwarefirma Checkfirst die Transparenztools von elf grossen Plattformen untersucht, darunter Facebook, Instagram, Youtube und Tiktok sowie Aliexpress und Zalando. Die Untersuchung zeige, dass die meisten der weltweit grössten Plattformen keine funktionell nützlichen Anzeigenbibliotheken anbieten. "Die Tools existieren – gehen aber häufig nicht über diese blosse Existenz hinaus", so die Bilanz von Claire Pershan, EU Advocacy Lead bei Mozilla.
"Die Transparenztools von X etwa sind eine völlige Enttäuschung", so Pershan. Die Anzeigebibliothek biete keine Filterfunktionen, verfüge nur über lückenhafte Targeting-Parameter und lege den Inhalt der Anzeigen nicht offen – stattdessen gebe es eine URL zur Anzeige. Etwas besser haben laut Mozilla Apple, Linkedin und Tiktok abgeschnitten. Aber auch bei diesen Plattformen bemängelt der Report Lücken bei den verfügbaren Daten und Funktionen.

Mozilla plädiert für einen Standard

Grundsätzlich kritisiert der Bericht, dass die Vorgabe "öffentlich zugänglich" von den Plattformen sehr unterschiedlich interpretiert werde. Manche bieten demnach Zugriff auf eine API ohne Konto, bei anderen wiederum besteht eine Loginpflicht. Grundsätzlich stellte Mozilla auch fest, dass die Anzeigebibliotheken unvollständig sind und es an Such- und Filterfunktionen mangelt.
Die Plattformen sollten die Such- und Filterfunktionen verbessern sowie eine bessere Dokumentation und Hilfefunktionen bereitstellen, so eine Forderung von Mozilla. Die Stiftung empfiehlt daneben politischen Entscheidungsträgern, eine Standardisierung von APIs auf allen Plattformen zu verlangen. Daneben plädiert sie für einen einheitlichen Standard, das Standardized Digital Advertising Format (SDAF), das eine ganzheitliche Sicht auf Werbekampagne biete.
Der Report ist online als PDF verfügbar und Teil von Mozillas Arbeiten rund um das Wahljahr 2024. In diesem Kontext publizierte die Stiftung auch eine Analyse zu Tools, die mit KI generierte oder veränderte Inhalte erkennen sollen.

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