Bewerbungen haben ausgedient: Eva Mahoney von Robert Half sagt, dass Spezialisten via Linkedin angegangen werden und erläutert ihre Beobachtungen zu Schweizer IT-Löhnen. Diese seien immer öfter nicht mehr das Hauptkriterium bei der Stellenwahl.
"Die IT-Branche ist gut durch die Pandemie gekommen", sagt Eva Mahoney, Director Zürich beim Personaldienstleister Robert Half im Gespräch mit inside-channels.ch. Im Gegensatz zu anderen Branchen sei diese sicher auch besser auf Remote-Arbeit vorbereitet gewesen. "Aber es wäre gelogen, zu behaupten, dass es nicht auch hier Probleme gab." Blicke man Richtung Zukunft, dann sei die IT-Branche aber sicher im Wachstum und im stetigen Wandel.
Robert Half hat eine aktuelle Gehaltsstudie zu Schweizer IT-Löhnen veröffentlicht. Dabei wird in drei Stufen unterteilt: 25. Perzentil (Berufseinsteiger/Junior), 50. Perzentil (Berufserfahrung, verfügen über den Grossteil der geforderten Skills), 75. Perzentil (überdurchschnittlich qualifizierte Personen). Bei Löhnen, die nicht das Management betreffen, fällt auf, dass diese im Bereich "Security" am höchsten liegen: Security-Spezialisten können mit einem Einstiegslohn von 124'000 Franken rechnen (25. Perzentil), mit 145'000 Franken bei Berufserfahrung und mit rund 169'000 Franken bei hoher Qualifikation. "Security ist sicher der grösste Wachstumsbereich, verlangt aber auch eine hohe Verantwortung", sagt Mahoney. "Diese Spezialisten sind gesucht, was sich auch in den Löhnen zeigt."
Das verdienen Developer und Systemingenieure
Die weiteren von Robert Half angegeben Löhne für Developer, IT-Berater, Datenbankadministratoren oder Systemingenieure bewegen sich in etwa von 80'000 Franken (25. Perzentil) bis zu 145'000 Franken (75. Perzentil). Diese Zahlen decken sich mit denjenigen, die der Branchenverband SwissICT in seiner jährlichen Salärstudie ausweist. Im IT-Management (Teamleiter, CTO, CSO oder CIO) reicht die Spannweite von rund 125'000 Franken (25. Perzentil) bis zu 190'000 Franken (75. Perzentil).
Zu den Gehaltsangaben schreibt Robert Half: "Wer glaubte, dass sich der Wettbewerb um IT-Kräfte entspannen würde, muss wohl umdenken: Nur 7% der Führungskräfte meinen, dass es einfacher wird, qualifiziertes Personal zu finden." Gleichzeitig würden sich 88% der befragten Führungspersonen Sorgen machen, "ob sie Leistungsträger halten können".
Eva Mahoney.
IT-Spezialisten müssen keine Bewerbungen schreiben
Das versetzt qualifizierte Arbeitnehmende eigentlich in eine starke Verhandlungsposition. "Das ist so", bestätigt Mahoney, sei aber keine neue Entwicklung in der IT. "Der Kandidat hat hier das letzte Wort." Viele IT-Spezialisten müssten auch keine Bewerbungen mehr schreiben: "Sie werden direkt auf Linkedin angegangen, direkt von Personalvermittlern, von uns. Diese Personen setzen einmal den Haken 'offen für Angebote' – und los geht's."
"Wer seine Jobvorstellungen realistisch, aber mutig formuliert, kann sich stark entwickeln", empfiehlt Mahoney. Bei der Personalvermittlung beobachte sie, dass sich aber auch der Fokus, gerade bei einer jüngeren Generation, verändert habe: "Hier kommen auch andere Prämissen ins Spiel: Arbeitgeber müssen im IT-Bereich darauf achten, dass sie ein gutes und flexibles Arbeitsumfeld schaffen." Da sei am Schluss nicht immer der Lohn das Allesentscheidende bei einer Stellenwahl.
Lohn-Gap zwischen Junior und Senior wird grösser
Bei den Löhnen erwartet Mahoney vor allem, dass sich der Gap zwischen Junior- und Senior-Löhnen vergrössern wird. "In der Senior-Position werden immer mehr Erfahrung, der Umgang mit verschiedenen Systemen und eine Vielzahl von Skills verlangt."
Trotz dem Buhlen um Spezialisten und dem Fachkräftemangel: vergleicht man die IT-Löhne über die letzten Jahre, lassen sich keine explosionsartigen Steigerungen feststellen. "IT-Löhne sind nicht überdurchschnittlich oder unrealistisch gestiegen", sagt auch Eva Mahoney. "Der IT-Markt explodiert bei den Löhnen sicher nicht mehr als andere Wachstumsmärkte. Aber er wächst stärker als andere, reguläre Märkte."
Schweizer IT-Löhne
Die "Gehaltsübersicht 2022" für den IT-Bereich kann unter Angabe von Login-Daten auf der Website von Robert Half für verschiedene Berufsfelder abgerufen werden.