"Blödsinn" gegen "Standard": Einführung des Standard-PCs auf Basis von Windows Vista in der Stadt Zürich stösst auf Unverständnis. Polizisten beklagen sich über mangelnde Effizienz.
Zürcher Stadtpolizisten haben sich gegenüber
'Radio 1' über ihre PCs beklagt. Seitdem diese auf den PC-Standard der Stadt Zürich (auf Basis von Windows Vista) umgerüstet worden sind, seien die PCs so langsam, dass die Effizienz der Gesetzeshüter "massiv beeinträchtig" sei, berichtet der Radiosender. Ausserdem beklagen sich die Polizisten über den Support durch die IT-"Firma" der Stadt Zürich, das OIZ (Organisation und Informatik).
Die Stadt Zürich hat sich schon 2008 für die Einführung eines Standard-PCs (Hardware, Betriebssystem, Bürosoftware und Kommunikation) auf Basis des damals neuen Windows Vista entschieden. Der Entscheid wurde zwar mehrmals kritisiert - etwa im Januar 2011
durch den Zürcher Gemeinderat - die Einführung eines standardisierten PC-Arbeitsplatzes aber trotzdem durchgesetzt. Mit etwas Verspätung wurden nun per Ende Februar 2012 die letzten drei Betriebe der Stadt, das Stadtspital Triemli, die Stadtpolizei und die Pflegedienste auf den Standard umgerüstet, wie OIZ-Chef Daniel Heinzmann auf Nachfrage sagte.
Der Radiosender zitierte heute in seiner mittäglichen Nachrichtensendung "PC-Guru" Robert Weiss, der die Migration auf Windows Vista einen "absoluten Blödsinn" nannte. Vista sei veraltet, da es ja unterdessen Windows 7 und in Kürze auch Windows 8 gebe.
Heinzmann: "Support hat gute Noten"
Weiss übersieht in seinem harschen Urteil allerdings, dass es der Stadt Zürich darum geht, einen Standard-Arbeitsplatz durchzusetzen. Bei über 15'000 PCs ist zudem die Migration auf eine jeweils neue Version des Betriebssystems nicht finanzierbar.
Heinzmann seinerseits wehrt sich gegen Vorwurf der anoymen Polizisten, der Support des OIZ sei schlecht erreichbar. "Wir haben bei der Umfrage zur Kundenzufriedenheit mit immerhin 5000 Antworten gute Noten erhalten", so Heinzmann. Die Polizisten seien halt Leute, die gerne einen Supporter an ihrem Arbeitsplatz hätten und sich noch nicht an den Remote-Support gewöhnt hätten. (hc)
Unser Kommentar:
~~Ähnlich wie schon beim
epischen Streit zwischen der Open-Source-Community und der Bundesverwaltung um den Entscheid des Bundes zur Beschaffung von Microsoft-Software, geht es auch jetzt wieder um die Durchsetzung eines PC-Standards. Obwohl Heulen und Wehklagen darüber bei einer Organisation wie der Stadt Zürich mit ihren 60 Dienstabteilungen kaum zu vermeiden ist, ist ein solcher Standard eine der Voraussetzungen dafür, die IT-Kosten in den Griff zu bekommen.
Pech oder übertriebenen Mut hatte die Stadt Zürich allerdings 2007, als man sich für das missratene Betriebssystem Windows Vista als Basis des Standard-PCs entschieden hatte.~~ (Christoph Hugenschmidt)