Der Wahlsieg von Donald Trump in den USA verunsichert Teile der globalen Wirtschaft. Die Halbleiterbranche mit dem taiwanesischen Chipfertiger TSMC an der Spitze versucht sich nun mit der neuen Realität zu arrangieren. Das Unternehmen agiert zurückhaltend mit der Implementierung modernster Fertigungsprozesse ausserhalb des Heimatlandes.
TSMC fertigt in Taiwan aktuell nach dem 3-Nanometer-Prozess. In dem 2020 neu errichteten Werk in Phoenix, Arizona, läuft derzeit erst die 4-Nanometer-Fertigung an. Für das nächste Jahr ist die 3-Nanometer-Fertigung geplant, für 2028 ist der Start einer zweiten Fertigungslinie vorgesehen. Diese Verzögerungen sind staatlich vorgeschrieben: Taiwans Wirtschaftsminister J. W. Kuo pocht auf ein Gesetz, das es TSMC verbietet, die modernste Generation der Fertigungsprozesse ausserhalb von Taiwan einzusetzen, berichtet die Zeitung '
Taipei Times'.
Die Halbleiterherstellung ist für TSMC und auch für Taiwan eine Garantie, dass die USA dem Land im Falle einer Aggression der Volksrepublik China zur Seite stehen. Dieses "Silicon Shield" hatte der noch amtierende US-Präsident Joe Biden zuletzt 2021 erneuert. Die Position des Nachfolgers Trump ist bis anhin unklar. Der Vorsitzende der Taiwan Semiconductor Industry Association (TSIA), Cliff Hou, sagte allerdings der Zeitung, dass die Ergebnisse einer US-Präsidentschaftswahl in der Vergangenheit keine bedeutende Auswirkung auf die jahrzehntelange Partnerschaft zwischen Taiwan und den USA gehabt hätten.
TSMC-Chips im Huawei-Prozessor
Die engen Bande zwischen dem Halbleiterweltmarktführer und den USA haben auch Auswirkungen auf das Geschäft in anderen Regionen. Wie die Nachrichtenagentur '
Reuters' schreibt, habe das US-Handelsministerium jüngst TSMC untersagt, moderne KI-Chips an Kunden in der Volksrepublik zu liefern. Dieses Verbot sei das erste seiner Art, heisst es.
Der Grund für den Schritt des US-Handelsministeriums dürfte sein, dass vor einigen Wochen TSMC-Chips in einem Huawei-Prozessor entdeckt wurden, so 'Reuters'. Huawei steht auf einer Liste von Handelsbeschränkungen. Die USA verlangen von Herstellern eine Lizenz für die Lieferung von Technologien oder Waren an Huawei. Jede Lizenz, die KI-Bemühungen des chinesischen Anbieters unterstützen könnte, würde wahrscheinlich verweigert.
Bis anhin ist unklar, wie der TSMC-Chip in den Besitz von Huawei kommen konnte. Nach Bekanntwerden des Vorfalls beendete TSMC jedoch umgehend die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Chipdesigner Sophgo. Zugleich betonte der Halbleiterkonzern, er würde die Handelsbeschränkungen jederzeit respektieren und den Vorgaben der Behörden entsprechen.