Damit die Armee ihre Aufgaben in allen Lagen erfüllen kann, hat das Parlament 2020 240 Millionen Franken für die Einführung einer ERP-Software von SAP bewilligt. Mit dem Projekt "ERP Systeme V/ar" wollte das Militär seine Logistik digitalisieren. So sollten beispielsweise Soldaten mobilisiert, Essensrationen ausgeliefert, Kampfjets bereitgestellt oder Munition verwaltet werden.
Wie Recherchen von
'Radio SRF' zeigen, funktioniert die Software aber nicht unabhängig von ausländischen Cloud-Dienstleistungen. Deshalb musste die Armee einen Teil des millionenschweren Informatikprojekts abbrechen. Gemäss 'Radio SRF' dürfte ein Ersatz frühestens 2035 startklar sein.
Gegenüber dem Radiosender begründete das Militär den teilweisen Abbruch mit Mängeln an der für die Logistik ausgewählten IT-Infrastruktur. Diese sei nicht so robust und belastbar gewesen wie ursprünglich gedacht, heisst es bei 'Radio SRF'. Zudem hätte das neue ERP-System auf einer Cloud-Lösung eines internationalen Anbieters betrieben werden müssen.
Weitere zehn Jahre nötig
Laut der Recherche hat Thomas Süssli, der Chef der Armee, die vollständige ERP-Einführung bereits am 21. Juni 2023 gestoppt. Nun will sich die Armee gemäss dem Verteidigungsdepartement (VBS) nach einer Alternative umsehen.
Gegenüber der zuständigen Aufsichtskommission nannte der Chef Armeestab für diese Arbeiten einen Zeitraum von rund zehn weiteren Jahren. Zu allfälligen Mehraufwänden und Zusatzkosten äusserten sich weder die Armee noch das Verteidigungsdepartement.
Keine krisensichere Logistik
Die teilweise abgebrochene Beschaffung sorgt auch in der Politik für rote Köpfe. Sicherheitspolitiker von links bis rechts haben der Finanzkommission des Parlaments einen Brief geschrieben. Darin werfen sie laut 'Radio SRF' die Frage auf, ob die verzögerte Einführung ein Sicherheitsrisiko für die Schweiz darstelle.
So wird etwa bemängelt, dass die Armee vorläufig keine krisensichere Logistik hat. Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats erhofft sich Klarheit von einem Bericht, den der Bundesrat bis kommenden Sommer vorlegen will.