Hasle-Rüegsau ist anders als der ICT-Cluster im Grossraum Zürich. Wie kam der IT-Profi Thomas Herrmann
dazu, eine Führungsrolle im Emmental zu übernehmen? Und weshalb ist der Zürcher bis heute an Bord
geblieben bei Blaser Swisslube? Spoiler: Es ist eben kein gewöhnliches Unternehmen.
Als IT-Arbeitgeber ist Blaser Swisslube wenig bekannt. Das familiengeführte Unternehmen hat sich auf die Herstellung innovativer Kühl- und Schmierstofflösungen spezialisiert und es bis zum weltweiten Technologieführer gebracht. Also etwas für Chemiker:innen und Sales-Heads – aber IT? «Als ich bei meinem ersten Vorstellungsgespräch nach Hasle-Rüegsau reiste», erinnert sich Thomas Hermann, «dachte ich wohl wie so manche Berufskolleg:innen aus dem Raum Zürich: Hierher werde ich nie mehr zurückkehren! Klar ist das Emmental schön – aber doch lieber zum Wandern.»
Normale Menschen – jede:r packt an
Thomas hatte das weltweite IT-Team einer Tochtergesellschaft von Swisscom geleitet und sich nach einem Sabbatical für eine neue Stelle umgeschaut. Nach seinem ersten Besuch in der Nähe von Burgdorf ist er trotzdem zurückgekehrt – bis heute. Der 52-Jährige leitet das Team IT Business Applications und pendelt nach Hasle, wenn er nicht gerade im Home Office arbeitet (es gibt übrigens eine direkte Zug-Verbindung von Zürich HB nach Burgdorf). Einer der ausschlaggebenden Gründe sind die Leute. «Es sind alles normale, umgängliche Menschen hier, vom Verkäufer bis zum CEO», so Thomas. «Die Leute sind erreichbar, man hilft sich, jeder packt an. Das hat mich beeindruckt.» Sein Führungsstil wird von Teamkolleg:innen als locker und unterstützend beschrieben. «Micromanagement finde ich etwas vom langweiligsten», erklärt Thomas. «Wir haben die wichtigen Eckpunkte definiert, ansonsten sind wir ja alles IT-Fachleute und wissen, was zu tun ist. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und sprechen bei den 1:1s auch über Persönliches – einfach über das, was uns gerade bewegt.»
Ein aussergewöhnliches Unternehmen
Mit über 600 Mitarbeitenden und einer globalen Marktpräsenz ist Blaser Swisslube längst kein typisches Schweizer KMU mehr – eher schon ein «hidden champion», der mit seinem ganzheitlichen Ansatz rund um das «Liquid Tool» die Serviceleistung und Expertise rund um die komplexen chemischen Formulierungen neu definiert hat. Bei der Unternehmenskultur pflegt Blaser jedoch weiterhin das Bodenständige und orientiert sich an nachhaltigen Werten. «Die Atmosphäre ist familiär. Arrogante und abgehobene Manager:innen findet man hier keine», so Thomas. «Bei uns fühlt man sich nicht als Zahnrad.» Manchmal könnte es für seinen Geschmack etwas schneller gehen. Auch eine gewisse Behäbigkeit sei eben Teil dieser Kultur. Doch was entschieden ist, wird umgesetzt und die Geschäftsleitung sei immer offen für gute Vorschläge.
Spannende IT-Projekte – aber ohne den Formalismus von Grosskonzernen
Das zweite entscheidende Argument, das Thomas zum Verweilen in Hasle-Rüegsau brachte, ist die interessante Unternehmensgrösse aus IT-Perspektive: «Gross genug, um richtig interessante IT-Projekte zu machen. Und klein genug, um ohne übertriebenen Formalismus voranzukommen». In einem Start-up sei zwar der Speed höher; doch beim Budget seien die Grenzen äusserst eng gesteckt gewesen. Das ist bei Blaser nun anders.
Blaser ist homogen in der Microsoft-Welt unterwegs und steckt aktuell mitten in der Transformation in die Cloud. Thomas und sein Team arbeiten dabei eng mit dem Business zusammen, um die anstehenden Herausforderungen anzugehen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit den weltweit über 1'000 Benutzern von Businesspartnern, denen Blaser digitale Werkzeuge zur Verfügung stellen will. «Hier haben wir zunächst die User Journeys und Prozesse erarbeitet, um dann alles Stück für Stück zusammenzusetzen, etwa so wie beim Lego-Spielen», erklärt Thomas. «Es ist schon genial, was man heute mit Software as a Service alles machen kann. Früher hätte das Millionen-Investitionen erfordert.» Weitere aktuelle Projekte sind die Ablösung des ERP-Systems oder die Etablierung eines digitalen Produkt-Lifecycles.
Der etwas andere Firmensport bei Blaser: Ballonfahren
Persönlich weiterkommen
Die Vergütungen für IT-Weiterbildungen sind bei Blaser höher als in anderen Bereichen. «Wenn wir einen Schulungs- oder Weiterbildungsbedarf erkennen, finden wir meist rasch die richtigen Argumente für die Finanzierung», so Thomas. Ihm ist wichtig, dass seine Crew auf dem neuesten Stand ist und auch persönlich weiterkommt. Ziemlich einzigartig dürfte übrigens die Ballonfahrt sein, die jedem neuen Mitarbeitenden bei Blaser zusteht. Total analog. Und total entschleunigend. Ganz besonders im Emmental.