Bundesrat soll klären: Wie hilft ChatGPT der Stromversorgung?

15. August 2023 um 10:35
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Kraftwerk im Verzasca-Tal im Tessin. Foto: Sandro Gautier / Unsplash

Welche Risiken bringt Künstliche Intelligenz in den Stromsektor? Warum fehlen spezifische Gesetze, obwohl KI schon eingesetzt wird? Eine Nationalratskommission will Antworten.

Die Schweizer Stromversorgung soll künftig moderner, sicherer und effizienter werden. Seit 2018 wird beim Bund an einer entsprechenden Energiestrategie gearbeitet. Bis 2027 sollen grossteils intelligente Messsysteme im Netz hängen. Die Steuerung von Einsparung sowie Verbrauch soll dann über digitale Systeme gesteuert werden können. Dabei wird auch der Nutzen von Künstlicher Intelligenz für Energieversorgung und Ressourcenverbrauch hervorgehoben.
Das tut Not. Als 2022 ein Winter mit Strommangel befürchtete wurde, tappte man beim Bundesamt für Energie (BfE) im Dunkeln. Das Amt hatte keinen Zugriff auf Livedaten und konnte darum weder Sparmassnahmen noch Verbrauch zeitnah messen. Der Grund: Der Digitalisierungsgrad ist grad bei kleineren Versorgern gering. Darum stellt Swissgrid, Betreiber des Schweizer Netzes, nachträglich die Daten zusammen, wie 'Watson' damals berichtete.
Die Schweizer Stromversorgung ist ein Flickenteppich. Rund 600 Elektrizitätswerke gewährleisten die Versorgung. Im Rahmen der Smart-Grid-Strategie, in der "intelligente Netze" aufgebaut werden sollen, werden auch die kleinen Firmen mehr Informatik benötigen. Das birgt neben Potenzial auch Gefahren, weil damit die Infrastruktur anfälliger für Cyberangriffe wird. Sensoren und Steuerelemente sind schliesslich mit einem Kommunikationsnetz verbunden.

ChatGPT für das Schweizer Stromnetz?

Vorgaben für den Einsatz der Technologie sind rar. "Erste gesetzliche Grundlagen zur Cybersicherheit und Resilienz im Stromversorgungssektor sollen im Informationssicherheitsgesetz (ISG) verankert werden", heiss es vom Bundesrat zu einer Anfrage des Grünen-Nationalrats Andrey Gerhard im Frühling. So wird etwa eine Meldepflicht für Cybervorfälle kommen. Für KI gibt es indes keine spezifische Gesetzesgrundlage, wie der Bundesrat einräumen musste. Betreiber müssten Vorgaben zu Datenschutz und Netzbetrieb befolgen, erklärte er.
Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (Urek-NR) will nun von der Regierung eine Strategie für Sicherheit und Innovation beim Einsatz von KI. Der Bundesrat soll prüfen, wo und wie die Technologie systematisch im Energiebereich anwendbar wäre. "Der Fokus soll auf fortgeschrittene Systeme wie ChatGPT gelegt werden und Sicherheitsfaktoren während der Entwicklung und Anwendung dieser Systeme berücksichtigen", heisst es in einem Postulatstext der Kommission.
In verschiedenen Bereichen des Schweizer Energiesektors kommen KI-Anwendungen bereits zum Einsatz. Dies schreibt die nationalrätliche Kommission. Eine Übersicht über die Projekte fehlt aber, wie der Bundesrat im Frühling erklärte. Auch habe das Bundesamt für Energie kaum Kompetenzen, um Informationen dazu bei den Firmen einzuholen.
Es sei angezeigt, die rechtlichen Grundlagen nun sorgfältig zu überprüfen, um ihre Tauglichkeit für fortgeschrittene KI-Systeme zu gewährleisten, schreibt die Urek-NR. Sicherheitsfaktoren wie Nachvollziehbarkeit, Robustheit und Risikomanagement während der Entwicklung und des Einsatzes seien von grosser Bedeutung, gerade im Energiesektor, wo höchste Sicherheitsstandards erforderlich sind. Derzeit scheint vor allem digitaler Wildwuchs zu herrschen. Das untergräbt die Bemühungen und Investitionen des BFE in eine bessere Cybersicherheit.

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