Ceconomy-Chef wird deutscher Digitalminister

29. April 2025 um 13:02
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Karsten Wildberger. Foto: MediaMarktSaturn Retail Group

Die designierte deutsche Bundesregierung besetzt erstmals das Amt des Bundesministers für Digitalisierung. Die Aufgaben werden vielfältig sein, die Herausforderungen ebenfalls.

Der heutige Chef des Ceconomy-Konzerns, zu dem Media Markt und die Saturn-Märkte gehören, soll künftig die Digitalisierung und Staatsmodernisierung Deutschlands vorantreiben. Auf Karsten Wildberger kommt als designierter Bundesminister des neu geschaffenen Amts viel Arbeit zu, so die Verbände Bitkom, Eco, Vatm und Lobbycontrol.
Der Branchenverband Bitkom nennt die Installation des Ministeriums einen "Meilenstein" für Deutschland. Laut Präsident Ralf Wintergerst sei es nun Aufgabe des designierten Ministers, das Bundesministerium richtig auszugestalten und die digitalpolitischen Themen im Bund in einer Hand zusammenzuführen. Mit einem starken Digitalressort könne Wildberger zeigen, dass Deutschland Ernst mache mit der Digitalisierung und seine digitale Zukunft selbst in die Hand nehme.
Oliver Süme vom Verband der Internetwirtschaft Eco gratuliert Wildberger zur Wahl: "Ich wünsche dem designierten Digitalminister viel Erfolg in seinem neuen Amt. Er steht vor der grossen Aufgabe, den Digitalstandort Deutschland souverän und wettbewerbsfähig aufzustellen."

Klare Zuständigkeiten und Digitalbudget

Die Hauptaufgabe des 55-Jährigen sei es nun, das neue Ministerium handlungsfähig und schlagkräftig auszustatten. Gemäss Eco habe das neue Ressort das Potenzial, der digitalen Transformation und der Internetwirtschaft in Deutschland enormen Aufwind zu geben. "Aber entscheidend ist nicht das Etikett, sondern das Mandat", so Süme. Das Digitalministerium brauche klare Zuständigkeiten, die Federführung für zentrale digitalpolitische Handlungsfeder sowie ein relevantes Digitalbudget, stösst er in einer Mitteilung ins gleiche Horn wie Bitkom.
Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (Vatm) nennt den Entscheid "längst überfällig", die vielen äusserst komplexen digitalpolitischen Herausforderungen unter einem ministeriellen Dach zu bündeln. Wildberger habe damit eine grosse Aufgabe vor sich. "Zu lange hat sich Deutschlands Digitalpolitik im Kleinklein von Strategiepapieren verfangen", schreibt Geschäftsführer Frederic Ufer in einer Mitteilung. Die Digitalpolitik müsse sich vom blossen Verwalten verabschieden und endlich ins Machen kommen. "Sonst werden wir das Land in wenigen Jahren ins digitale Abseits manövrieren", warnt der Geschäftsführer.

Einflussreicher Unternehmer

Kritik an der Personalentscheidung übt Lobbycontrol: Für den Verein sei es fraglich, wie unabhängig Wildberger über Fragen von Digitalisierung und Staatsmodernisierung entscheiden könne. Denn neben seiner unternehmerischen Tätigkeit sei er Vizepräsident des Lobbyverbands HDE. Er vertrete damit die Interessen von Konzernen wie Aldi, Amazon und Lidl. Diesen Posten müsse er vor Amtsantritt ablegen, fordert Lobbycontrol-Sprecherin Christina Deckwirth.
Geht es nach dem Verein, werde das künftige Digitalministerium die zentrale Zukunftsfrage der Regulierung der Tech-Konzerne und das Thema Bürokratieabbau verantworten. Insbesondere letzteres Thema würde von Lobbyistinnen und Lobbyisten regelmässig dazu genutzt, den Interessen der Firmen einen Vorrang gegenüber anderen gesellschaftlichen Anliegen einzuräumen, so Lobbycontrol.

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