Cyberangriffe: "Die Mehrheit schwankt zwischen Ignoranz, Verleugnung oder Hilflosigkeit"

5. Juli 2023 um 11:50
image
Foto: iMattSmart / Unsplash

Wenn Security-Fachleute betroffenen Firmen Datenlecks melden, erhalten sie ganz unterschiedliche Antworten. Dabei haben die Wenigsten die Bedrohung im Blick.

Der IT-Security-Anbieter Kaspersky hat im vergangenen Jahr zahlreiche Unternehmen auf der ganzen Welt darüber informiert, dass ihre Datenbanken oder kompromittierten Konten im Darknet zum Verkauf angeboten wurden. Ein Viertel dieser Firmen stammte aus Europa, 14 davon aus der DACH-Region. Besonders problematisch dabei sei jedoch, dass 28% der betroffenen Unternehmen nicht oder nur mit Gleichgültigkeit auf die Meldung reagierten.
Die Organisationen erhielten eine Benachrichtigung, wenn ein Cyber­sicher­heits­vorfall im Zusammenhang mit kompromittierten Unternehmensdaten im Darknet entdeckt wurde. Zur Analyse wurden dazu zahlreiche Darknet-Foren und -Blogs sowie verborgene Telegram-Kanäle überwacht. Insgesamt entdeckte Kaspersky 258 kritische Vorfälle, die eine umgehende Reaktion seitens der Opfer erfordert hätten.
Das Problem dabei: Bei 42% aller betroffenen Unternehmen fehlte dazu eine zentrale Anlaufstelle für Cybervorfälle. Nur 22% der Firmen reagierten angemessen, akzeptierten die Informationslage und gingen auf die konkrete Bedrohungslage ein. Lediglich 6% waren bereits über den Vorfall informiert, weil sie über eine proaktive Überwachung und Erkennung von Cyberbedrohungen verfügten.
"Die Reaktionen der Unternehmen auf ihre Daten im Darknet sind eher entmutigend", sagte Yuliya Novikova, Head of Digital Footprint Intelligence, an einer Medienveranstaltung in Zürich. "Nur ein Drittel der Unternehmen reagierte angemessen auf die Situation, während die Mehrheit zwischen Ignoranz, Verleugnung oder Hilflosigkeit schwankte."
Mittlerweile habe sich das Darknet-Monitoring zu einer wertvollen und zugänglichen Quelle für Bedrohungsdaten für Cybersicherheitsexperten entwickelt. "In der Vergangenheit war die Recherche noch recht un­über­sicht­lich und schwer zu organisieren", sagte Novikova. Allerdings habe sich dies so gewandelt, dass heute eine sofortige Reaktion auf Sicherheitsvorfälle möglich sei.

Loading

Mehr zum Thema

image

Das Tessin braucht ein neues Datenschutzgesetz

In der Schweizer Sonnenstube gibt es viele Überwachungskameras, die nicht gekennzeichnet sind. Der kantonale Datenschützer möchte das ändern.

publiziert am 27.11.2023
image

Armee nimmt wieder an Cyber-Übung der Nato teil

Mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 30 Staaten: Die Übung ist auch ein erster Test für den neu gebildeten Stab des Kommando Cyber.

publiziert am 27.11.2023
image

KMU fühlen sich schlecht über Cyber­gefahren informiert

Der Berner Gewerbeverband hat KMU zu ihren Sorgen und Problemen gefragt. Neben Fachkräftemangel und finanziellen Druck sorgen sie sich wegen Cyberrisiken.

publiziert am 24.11.2023
image

Bericht: Heikle Daten aus Concevis-Hack aufgetaucht

Bankdaten von US-Bürgern sollen im Darkweb gelandet sein, die aus dem Angriff auf den Schweizer IT-Dienstleister stammen. Der Fall wirft Fragen auf.

publiziert am 24.11.2023