Mit der Schul-IT-Erneuerung für
über 24 Millionen Franken wollte die Stadt Bern den grossen Wurf schaffen, wie die 'Berner Zeitung' schreibt. Die Lehrplan-21-taugliche Schulinformatik sollte zudem weitgehend auf Open Source basieren und eben nicht so sehr von den Techriesen Google, Microsoft oder Apple abhängig sein. Das kostete unter anderem bei
WLAN-Umsetzung mehr Geld als budgetiert. Jetzt seht der nächste Nachtragskredit an, diesmal für die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen, wie es in dem Bericht heisst.
Dort wird zunächst einmal rekapituliert, dass Kinder wie Lehrpersonen nach den letzten Herbstferien nigelnagelneue iPads und Zugang zu der zentralen Open-Source-Plattform Base4kids2 erhielten. Funktioniert habe die Hardware aber eher schlecht als recht: Drucken war fast unmöglich, Geräte stellten von alleine ab, Dokumente waren kaum zu bearbeiten und die Lehrerschaft habe protestiert, dass ein Unterricht so nicht möglich sei. Im November 2019 gestand Schuldirektorin Franziska Teuscher flächendeckende und schwerwiegende Umsetzungsprobleme ein.
Kostentreiber sind diesmal allerdings nicht unbedingt die technischen Probleme. Denn man habe eine funktionierende Plattform bestellt und "unsere Partnerfirmen mussten die Baustellen, die nicht funktionieren, in Ordnung bringen", lässt sich der stellvertretende Leiter des Schulamts, Jörg Moor, zitieren. Teurer werde das Projekt primär deshalb, weil das Schulamt die Lehrpersonen besser unterstützen will. Und weil extern abgeklärt wird, wo noch allfällige Fehlerquellen liegen und wie diese zu beheben sind.
Laut Moor ist das
von Abraxas entwickelte Base4kids2 nicht nur sehr komplex, sondern es sei auch "aufwendiger als angenommen", die Lehrpersonen in die neue Plattform einzuführen und sie zu schulen. Das soll nun mit zusätzlichen pädagogischen Workshops nachgeholt werden.
"Viel Manpower kostet zusätzlich"
Zudem will das Schulamt bei Problemen Spezialisten in die Schulen schicken, die dort als eine Art "Care Team"den Lehrpersonen zur Verfügung stehen, wie das Blatt weiter schreibt. Gleichzeitig wolle das Schulamt die Chance nutzen, um "einzelne technische Verbesserungen" zu realisieren.
Weiter sollen sich die Lehrpersonen auch selbstständig weiterbilden können, wozu Informationen und Tutorials ergänzt und übersichtlicher gestaltet werden. Dafür benötige man "viel Manpower", so Moor, "und das kostet zusätzlich".
Unklar ist noch wie teuer das wird. Zurzeit kläre das Schulamt mit seinen Partnerfirmen ab, welche Optionen sie bieten können. Danach werde der Antrag für einen Nachkredit beim Gemeinderat eingereicht, über letztendlich der Stadtrat zu entscheiden hat. Laut Moor steht der Antrag inhaltlich schon, "nur das Preisschild fehlt" noch.
Das Schulamt kündigte zudem an, zusätzlich zum Nachkredit eine grosse Evaluation durchzuführen und das gesamte Projekt auszuleuchten: "Wir wollen und werden die notwendigen Lehren aus diesem Projekt ziehen", so Moor in dem Artikel. Der digitale Wandel gehe rasant weiter, während das geplante "Base4kids3" noch nicht sehr weit sei.
In Sachen Hardware hat man übrigens schon reagiert und alte Laptops für die Lehrpersonen neu aufbereitet. "Die Frage, ob Lehrpersonen statt eines iPad einen eigenen Laptop brauchen, wird sicher eine wichtige Evaluationsfrage sein", sagt Moor und fügt an, "ich weiss, dass es Lehrpersonen gibt, denen so wohler wäre".