Der Bundesrat hat die Gründung eines nationalen Kompetenzzentrums für Datenwissenschaften (Data Science Competence Center) beschlossen. Das interdisziplinäre Zentrum soll die Arbeit am 1. Januar 2021 aufnehmen und ist beim Bundesamt für Statistik (BfS) angesiedelt.
Es werde die Bundesverwaltung bei Data-Science-Projekten unterstützen, heisst es in der Mitteilung. "Das Kompetenzzentrum soll die Ämter auf Anfrage bei konkreten Vorhaben unterstützen. Eigene Projekte auf Stufe Gesamtverwaltung sind momentan nicht vorgesehen", erklärt ein BfS-Sprecher auf Anfrage. "Hingegen gehört es auch zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums, beispielsweise den Wissensaustausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern oder Guidelines für datenwissenschaftliche Vorhaben zu entwickeln. "
Sinnvolle Beispiele für möglichen KI-Einsatz in der Verwaltung hat 2019 eine interdepartementale Arbeitsgruppe "künstliche Intelligenz" zusammengetragen, dies im Auftrag des Bundesrats. Die Autoren des 115-seitigen Berichts haben für sehr unterschiedliche Ämter theoretisch denkbare Einsatzgebiete von KI gefunden. Dies reichen von der Prüfung bei Arzneimittelentwicklungen über Analysen von operationellen Risiken bei Finanzmarktinstituten bis hin zum KI-Einsatz bei der Armee oder im Bereich automatisierte Fahrzeuge.
Das Ziel sei, die Bundesverwaltung bei "bei der Bewältigung komplexer Aufgaben zu unterstützen", so dass die Aufgaben "effizienter" erfüllt werden könnten, begründet der Bundesrat seine Pläne.
Zum Bedarf nennt der BfS-Sprecher weitere Beispiele. Es gehe um den "Einsatz datenwissenschaftlicher Methoden zur Effizienzsteigerung bei Aufsichtstätigkeiten, zur Entwicklung von Szenarien und neuen Entscheidungsgrundlagen oder aber in den Bereichen der Datenaufbereitung und -Plausibilisierung und generell der Erschliessung von neuen Datenquellen. Ein Bedarf besteht schliesslich auch bei der Begleitung der Ämter bei externen Forschungsvorhaben oder der Vergabe von externen Mandaten."
Noch nicht klar ist, mit welchen Ressourcen das Data Science Competence Center zum Start auf den 1. Januar 2021 ausgestattet sein wird. Der Entscheid sei noch nicht gefallen, erklärt das BfS, man habe dafür insgesamt 10 Stellen beantragt.
Der dem Bundesratsentscheid zugrundeliegende
Bericht "Herausforderungen der künstlichen Intelligenz" nennt zwar Risiken des KI-Einsatzes (mangelnde Nachvollziehbarkeit oder systematische Fehler bei Daten oder Algorithmen), aber betont auch die Chancen. "Für die Schweiz ist es wichtig, die Potenziale, die sich durch die neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz ergeben, zu nutzen", schreiben die Autoren.
Um dies zu können, will das BfS das neue Kompetenzzentrum entsprechend ausrüsten: "Für das Kompetenzzentrum selber werden eine hochsichere IT-Infrastruktur sowie 'Open-Source'-IT-Produkte (R, Python usw.) verwendet werden. Für den Aufbau dieser Infrastruktur wird das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) zuständig sein", so der Sprecher zu inside-it.ch.
Da das Center die Bundesämter nur auf Anfrage unterstützen wird, wird es auch nicht allein die nötige Tools beschaffen: "Für den darauffolgenden konkreten Êinsatz und die Beschaffung entsprechender Produkte im Rahmen der Umsetzung der einzelnen Projekte sind die jeweiligen Verwaltungsstellen verantwortlich".
Das Kompetenzzentrum und die Projekte können dabei starten, ohne dass dafür neue oder geänderte Gesetze nötig sind: Der Bericht stellte fest, dass der bestehende Rechtsrahmen grundsätzlich genügend und geeignet sei für den KI-Einsatz.