Die Schweizerische Nationalbank (SNB) lanciert ein Projekt zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Swiss Interbank Clearing Systems (SIC) gegen die Bedrohung durch Cyberangriffe. Das Projekt wurde an der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit dem Finanzdienstleister SIX entwickelt.
Die Pandemiekrise habe die Digitalisierung der Wirtschaft beschleunigt und damit das Risiko von Cyberangriffen erhöht, sagte SNB-Direktorin Andréa Maechler laut Redetext am 15. April am virtuell abgehaltenen jährlichen Geldmarkt-Apéro der Notenbank.
Neues Netzwerk basiert auf SCION-Protokoll
Mit den Partnern entwickle man nun ein neues Secure Swiss Finance Network (SSFN). Ziel sei es, die Sicherheit der Verbindungen zum SIC-System und zu weiteren Infrastruktur-Teilen des hiesigen Finanzplatzes zu erhöhen und insgesamt widerstandsfähiger zu machen.
Das SSFN basiere auf dem an der ETH Zürich
entwickelten SCION-Protokoll, sagte Maechler. "Wird dieses Protokoll von Internet Service Providern eingesetzt, könnte es böswillige oder versehentliche Umleitungen von Daten verhindern und die Bedrohung durch DDoS-Attacken deutlich reduzieren."
Weltweit sei vor allem der Finanzsektor seit Beginn der Corona-Pandemie verstärkt Angriffen von Cyberkriminellen ausgesetzt. Während die Verantwortung für den Schutz vor Cyber-Risiken bei den einzelnen Finanzinstituten liegt, trage die SNB im Rahmen ihres Mandats zur Cybersicherheit des Finanzsektors bei, so Maechler weiter. "Wir beteiligen uns daher am Projekt 'Financial Sector Information Sharing and Analysis Centre' (FS-ISAC), das 2020 unter der Leitung des National Cyber Security Center (NCSC) gestartet wurde."
Steigendes Tempo bei neuen Bezahllösungen
Als weitere Auswirkungen der Pandemie nannte Maechler den anhaltenden Trend zu bargeldlosen Zahlungen. "Die Pandemie hat sowohl das Einkaufen über das Internet als auch das kontaktlose Zahlen beim Detailhändler gepusht." Bargeld bleibe in der Schweiz zwar wichtig, die Bedeutung des bargeldlosen Bezahlens habe aber zugenommen, sagte die SNB-Direktorin.
Für die SNB sei dies insofern wichtig, als die Ermöglichung und die Absicherung von bargeldlosen Zahlungen zu ihren statutarischen Aufgaben gehöre. Mit der Digitalisierung steigt laut Maechler das Tempo bei der Einführung neuer Bezahllösungen, was wiederum ein verstärktes Interesse der Zentralbanken für die Transaktionen im Detailhandel nach sich ziehe.