Crypto entlässt und Konkurrent Omnisec gibt ganz auf. Inhaber Clemens Kammer erklärt warum.
Der Markt für proprietäre Schweizer High-Security-Anbieter ist im Umbruch. Nachdem wir letzte Woche exklusiv meldeten,
dass Crypto Stellen abbaut, hören wir nun, Konkurrent Omnisec werde gar liquidiert. "Das ist korrekt", bestätigt Inhaber und CEO Clemens Kammer auf Anfrage von inside-it.ch. Er liquidiert sein Unternehmen mit ehemals 54 Mitarbeitern.
Omnisec, mit Hauptsitz im zürcherischen Dällikon, ist öffentlich nur wenig bekannt, da die Firma ihre proprietären Verschlüsselungslösungen weltweit nur an Regierungen, Militär und Geheimdienste verkaufte. Abnehmer waren primär Regierungen, die keine eigene Verschlüsselungstechnologie haben, aber amerikanischen oder chinesischen Herstellern misstrauen.
Kammer, der Omnisec vor zwei Jahren übernommen hat, nennt denn auch den Öl- und Kupferpreisverfall als Hauptursache. In rohstoffabhängigen Drittwelt- und Schwellenländern in Fernost, Afrika und Südamerika seien Security-Budgets gestrichen oder nach unten angepasst worden. In Europa, so Kammer, "setzt man heutzutage vermehrt auf Standardlösungen, obwohl proprietäre Verschlüsselungslösungen viel weniger angreifbar sind".
Aber die Liquidierung von Omnisec hat auch weitere, längerfristige Gründe: "Immer mehr Staaten verlangen Zugriff auf die Schlüssel. Sie begründen dies zu Recht mit dem Kampf gegen Terrorismus."
Umgekehrt aber machen diese Ansprüche proprietäre Verschlüsselung überflüssig, so der Omnisec-Chef. "Heute ist dieser Markt zwar noch nicht tot, aber in drei bis fünf Jahren wird er es sein."
Die Swissness als vertrauensbildende Basis konnte diese Entwicklungen nicht ausgleichen. Er habe freiwillig auf die Marktlage reagieren wollen, solange Omnisec noch die Mittel habe, Rechnungen zu zahlen und den Mitarbeitern beim Jobwechsel zu helfen. So ist nun die freiwillige Liquidation statt ein allfälliger Konkurs Tatsache.
Und die Securityspezialisten sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Kammer sagt, alle Mitarbeitenden, die bis heute die Firma velassen haben, hätten eine neue Stelle gefunden.
Was geschieht mit den Omnisec-Kunden? "Wir haben mit allen gute Lösungen gefunden", sagt Kammer. Man erfülle alle Garantieverpflichtungen. Kunden hätten teilweise Ersatzteile für zwei bis drei Jahre gekauft.
Irgendwann werden die Kunden die Omnisec-Technologie also ersetzen müssen.
Kammer sagt, vermutlich sei Konkurrent Crypto mit der Aufsplittung in einen Bereich für Regierungen und einen Bereich für Unternehmen (Infoguard) mit weniger hohen Verschlüsselungsstandards aktuell besser aufgestellt. Diesen Split habe Omnisec nicht machen wollen, und dies sei wohl ein Fehler gewesen.
Allerdings
steckt aktuell auch Crypto in Schwierigkeiten. Der jahrzehntealte Markt für proprietäre Schweizer Verschlüsselungs-Lösungen für Regierungen und Geheimdienste, steht also vor einem Wendepunkt. Mit InfoSec Global und Adeia sind noch zwei weitere Anbieter im Schweizer Segement tätig, allerdings haben diese internationale Mütter im Rücken. (Marcel Gamma)