Der französische Staat hat ein Übernahmeangebot für Teile des kriselnden Tech-Konzerns Atos abgegeben. Verhandelt wird über die Übernahme der Sparte "Advanced Computing", wozu das High-Performance-Computing-Geschäft, Quantum Computing sowie Business Computing und Artificial Intelligence gehören. "Die Aufnahme exklusiver Gespräche ist ein entscheidender erster Schritt, nicht nur für die Sanierung und Umstrukturierung der Gruppe, sondern auch zur Sicherung des strategischen Geschäftsfelds Supercomputer", sagte Frankreichs Finanzminister Antoine Armand.
Dem Bereich Advanced Computing gehören rund 2500 Mitarbeitende an. Vergangenes Jahr erzielte er einen Umsatz von 570 Millionen Euro. Der Wert ist laut einer Mitteilung auf 500 bis 625 Millionen Euro angesetzt. Die Verhandlungen sollen bis Ende Mai 2025 andauern.
Frankreich und Atos waren bereits zuvor im Gespräch. Eine befristete Absichtserklärung ist allerdings Anfang Oktober 2024 abgelaufen.
Finanzminister Armand erklärte damals, dass der Staat die Fortsetzung der Verhandlungen mit Atos beabsichtige und "in Kürze" einen neuen Übernahmeplan vorlegen werde.
Mehr Verhandlungen zu anderen Bereichen
Sollten die neuen Verhandlungen erfolgreich sein, ist vorgesehen, dass der IT-Konzern bei der Unterzeichnung des Abkommens eine erste Zahlung von 150 Millionen Euro erhält. Dann soll auch ein Prozess der "organisierten Veräusserung" für die Geschäftsbereiche "Cybersecurity Products" und "Mission Critical Systems" gestartet werden, geht aus der Mitteilung hervor. Letztere umfassen unter anderem das Kommando-System des Scorpion-Programms der französischen Armee sowie Navigationsinstrumente für die Marine.
Atos befindet sich seit Jahren in der Krise und ist daran, einen Umstrukturierungsplan umzusetzen. Der Konzern hatte sich mit Banken und Besitzern von Anleihen auf einen Refinanzierungsdeal geeinigt. Das Handelsgericht in Nanterre hat im Oktober dem beschleunigten Schutzplan von Atos zugestimmt.
Der Plan beinhaltet die Möglichkeit zur Veräusserung der Advanced-Computing-Aktivitäten, schreibt Atos in der aktuellen Mitteilung. In den Prognosen des beschleunigten Schutzplans sei diese Veräusserung jedoch angesichts der Gespräche nicht berücksichtigt worden.