Millionen von Handys verlassen die Fabrik mit Malware

12. Mai 2023 um 12:26
  • security
  • datenschutz
  • cybercrime
  • smartphone
image
Grafik: Midjourney

Laut Trend Micro werden viele Smartphones bereits in der Lieferkette infiziert. Die Malware soll nicht nur Daten abgreifen, sondern das Handy zum Proxy machen.

Betrüger infizieren weltweit Millionen von Android-Geräten mit bösartiger Firmware, noch bevor die Geräte die Fabriken verlassen. Das haben Forscher des japanischen Softwareanbieters Trend Micro aufgedeckt. Es geht um Smartphones, aber auch um Smartwatches und TV-Geräte.
Die Security-Forscher wiesen an einem Vortrag auf der Konferenz "Black Hat Asia" auf ein generelles Problem hin: Die Herstellung der Geräte wird an Original Equipment Manufacturer (OEMs) ausgelagert, also Firmen, die im Auftrag von Smartphone-Anbietern Komponenten produzieren. Das erlaubt Zugriffe auf die zerstückelte Lieferkette. So könnten etwa Firmware-Anbieter Produkte mit Malware infizieren, so die Forscher.
Das Vorgehen sei erstmals beobachtet worden, als die Preise für Mobile-Firmware gepurzelt seien, sagte einer der Trend-Micro-Forscher zu 'The Register'. Der Konkurrenzkampf sei damals so gross geworden, dass die Hersteller kein Geld mehr dafür verlangen konnten. Einige reagierten mit der Integration von "stillen" Plugins.

Kriminelle "vermieten" Handys

Das Trend-Micro-Team fand rund 80 dieser Plugins in Firmware. Einige davon greifen sensible Daten oder auch SMS-Nachrichten ab, die dann wiederum an Betrüger verkauft werden. Ein Plugin ermöglicht es Kriminellen sogar, Geräte für fünf Minuten zu "vermieten". Wer über den Zeitraum die Kontrolle kauft, kann von Tastenanschlägen über geographische Standorte und IP-Adressen fast alles abgreifen und das Gerät als Proxy benutzen, also Daten darüber leiten.
Trend Micro hat Telemetriedaten ausgewertet: Es seien Millionen von infizierten Geräten im Umlauf. Diese würden sich aber auf den Raum Südostasien und Osteuropa konzentrieren. Betroffen sind demnach mindestens 10 Handy-Anbieter aus dem Billigsegment. Grosse Marken würden ihre Lieferketten besser schützen, eine Garantie für Sicherheit gebe es aber auch dort nicht, so die Forscher.
Einen Urheber der Plugins wollten sie nicht nennen. Lieferkettenangriffe sind schwer nachzuvollziehen, weil die Infektion an vielen Punkten erfolgen kann. OEMs haben ihren Sitz meist im asiatischen Raum.

Loading

Mehr zum Thema

image

Basler Finanzkontrolle rügt IT-Sicherheit der Verwaltung

Ein ordnungsgemässer IT-Betrieb kann in der kantonalen Verwaltung "nicht flächendeckend und systematisch nachgewiesen werden", heisst es im Tätigkeitsbericht der Behörde.

publiziert am 26.9.2023 1
image

Bei Swisscom ist das Internet ausgefallen

Eine technische Störung hat am Dienstagmorgen den Zugriff aufs Internet bei Swisscom schweizweit für rund 50 Minuten beeinträchtigt

publiziert am 26.9.2023
image

Darum braucht es eine neue Balance zwischen staatlichen und privaten Akteuren im Cyberspace

Forschende der Uni Zürich und der Berner Fachhochschule erklären, warum die Balance zwischen den Säulen der Cyberstrategie der Schweiz – Sicherheit, Strafverfolgung und Defence – neu tariert werden sollte. Start einer 3-teiligen Serie.

publiziert am 26.9.2023 1
image

Das ÜPF-Überwachungssystem ist bereits im Einsatz und kann neue Tricks

Seit August nutzen Kapos und das Fedpol das neue System FLICC, wie inside-it.ch erfahren hat. Es soll Überwachungstypen aus der laufenden VÜPF-Revision unterstützen können. Diese sind hoch umstritten.

publiziert am 22.9.2023 1