Christoph Aeschlimann, Reto Brennwald, Anton Aschwanden, Judith Bellaiche, Alexander Ilic, Gerhard Andrey, Esther Koller-Meier, Benoît Dubuis (v.l.n.r.) Foto: zVg
Am SATW-Jahreskongress wurde mehr Risikokapital für Schweizer Startups und digitale Souveränität gefordert. Zudem wurden die neuen Mitglieder bekannt gegeben.
Vergangene Woche haben sich die Mitglieder der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) zu ihrem Jahreskongress getroffen. Zu Gast waren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Inside-it.ch hat die Konferenz in den Räumlichkeiten von Google in Zürich besucht.
Eröffnet wurde der Tag von Benoît Dubuis, dem Präsidenten der Vereinigung. "Ziel des Kongresses ist es, die Brücken zwischen verschiedenen Welten zu stärken", sagte er vor den anwesenden Zuschauenden im gut gefüllten Saal. Ebenfalls zu Wort kam Gastgeber Anton Aschwanden, Head Government Affairs and Public Policy von Google.
Der Austausch mit der Forschung, gerade in Bezug auf Künstliche Intelligenz, sei für den Suchriesen "unerlässlich", sagte er. Aber auch, dass es wichtig sei, dass ein Dialog darüber geführt werde, wie mit der Technologie umgegangen wird. KI sei zu wichtig, um nicht reguliert zu werden, mahnte Aschwanden.
Mehr "Venture Capital" gefordert
In einem weiteren Inputreferat legte Swisscom-CEO Christoph Aeschlimann dar, wie die Schweiz durch Technologie mehr Souveränität erreichen soll. "Je erfolgreicher sich die Schweiz bei der Bewältigung der grossen Probleme unserer Zeit einbringen kann, desto unabhängiger wird sie mit der Zeit", prophezeite er.
Mehr verfügbare Lösungsansätze würde auch mehr Mitspracherecht auf der internationalen Bühne bedeuten. Als Beispiel fügte er die hiesige Pharmaindustrie an, die während der Covid-19-Pandemie wesentlich an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt war.
Um diesem Problem zu begegnen, sprach sich Aeschlimann für deutlich mehr Venture Capital in der Schweiz aus. Es werde zwar hierzulande bereits sehr viel in Forschung und Entwicklung investiert, aber das vorhandene Risikokapital für Firmenneugründungen sei – gerade auch im Vergleich zum Ausland – schlicht zu gering.
Geht es nach dem CEO, braucht die Schweiz bis 2030 mindestens 50 Milliarden Franken an Venutre Capital, um diese Lücke schliessen zu können.
Der gut gefüllte Präsentationssaal von Google. Foto: zVg
Balance ist entscheidend
In einer Paneldiskussion sprach Aeschlimann mit Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey, GLP-Nationalrätin Judith Bellaiche sowie Alexander Ilic, Executive Director des ETH AI Center, darüber, wie souverän die Schweiz in Bezug auf Daten und Künstliche Intelligenz sein muss.
Für Bellaiche war dabei klar: "Die Verflechtung mit der Welt ist zentral." Die Schweiz sei ein sehr kleiner Markt und künftig besonders auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Dazu sei auch der Zugang zu den weltweiten Märkten äusserst wichtig. "Nicht Souveränität, sondern Resilienz" sei nötig, forderte die Nationalrätin.
Alexander Ilic sieht KI als "riesen Chance". Mit der Technologie sei mehr Arbeit in weniger Arbeitsstunden möglich. Dies könnte in Zukunft gerade für kleinere Firmen entscheidend sein. Für die Schweiz sei es deshalb wichtig, "dass wir den Anschluss nicht verlieren, dabei aber trotzdem unsere Souveränität wahren".
Für Gerhard Andrey bedeutet Souveränität die Wahlfreiheit und die Kompetenz, verschiedene Dinge einsetzen zu können. Das Thema sei daher sehr komplex und volatil. Für die Schweiz sei es wichtig, dass sie gute gegenseitige Abhängigkeiten erreiche. "Ohne Balance wird’s bei der Digitalisierung schwierig", sagte der Grünen-Politiker.
Neue Mitglieder ernannt
Der Nachmittag wurde mit einer Grussbotschaft von Bundesrat Guy Parmelin eröffnet. Er betonte, dass Chancen und Risiken erkannt werden müssen, um technische Lösungen erstellen zu können. Es folgten weitere Referate und eine hitzige Paneldiskussion zur Schweizer Stromversorgung der Zukunft.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden noch die neuen Einzelmitglieder der SATW ernannt. Aus dem ICT-Bereich waren darunter Swisscom-CEO Christoph Aeschlimann, ETH-Professor und SCION-Erfinder Adrian Perrig sowie Olga Sorkine-Hornung, die im Bereich der Computergrafik und der geometrischen Modellierung, der digitalen Geometrieverarbeitung, der Computeranimation und des Visual Computing tätig ist.