Künftig will als dritte Kantonalbank auch die Basellandschaftliche Kantonalbank ihr bestehendes Online-Banking-System durch die Avaloq Front Suite ersetzen. Crealogix zieht den Kürzeren - bleibt aber kämpferisch.
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) will ihr E-Banking-System von Crealogix mit einer neuen Software von Avaloq ablösen. Ein genauer Zeitplan zur Einführung der neuen Frontlösung besteht noch nicht, wird aber im Projekt-Setup erarbeitet, wie Unternehmenssprecherin Nadja Schwarz von der BKLB gegenüber inside-it.ch festhält. Fest steht, dass bis zum Wechsel den Kunden massgebliche Innovationen wie die neue Benutzeroberfläche von Crealogix zur Verfügung gestellt werden. Dazu hat die BLKB soeben die neuste E-Banking-Version "Bank 2.0" von Crealogix gekauft. Der Avaloq-Umstieg dürfte frühestens 2016 erfolgen.
Da bei der BLKB bereits das Kernbankensystem von Avaloq stamme, werde mit den neuen Anwendungen fürs Web-Banking, Mobile-Banking und Funktionen für externe Vermögensverwalter eine "voll integrierte" Lösung aus einer Hand geschaffen, wie Susanne Frei, Marketing- und Kommunikationschefin von Avaloq, gegenüber inside-it.ch erklärt. Wie schon die
Luzerner Kantonalbank (LUKB), die sich im letzten Jahr für Avaloqs Front-Plattform entschieden haben, spricht man auch bei der BLKB von Investitionen in eine "durchgängig integrierte IT-Architektur", die es ermögliche, laufend neue Online-Dienste einzubinden. Künftig verfügt die Kantonalbank dann auch über Schnittstellen für Entwickler, um auch eigene oder von Dritten stammende Funktionalitäten einzuführen.
Avaloq betont denn auch, in weniger als einem Jahr mit drei Neukunden im Frontbereich zu einem bevorzugten Partner für Schweizer Kantonalbanken geworden zu sein. Denn bei der LUKB ist ebenfalls eine Crealogix-Lösung und bei der BancaStato Apia ersetzt worden. Dank seiner "grossen Bandbreite an Lösungen für die Bereiche Back-, Middle- und Front-Office" werde man in diesem Marktsegment weiter wachsen, teilt Avaloq mit.
Crealogix ist erstaunt
Die Situation wird bei Crealogix - wenig verwunderlich - anders eingeschätzt. Bei kleineren Kantonalbanken, die bereits auf Avaloqs Kernbankensystem setzen, könne es im Frontbereich durchaus noch zu weiteren Wechseln kommen, sagt Crealogix-CEO Bruno Richle zu inside-it.ch. Es sei nachvollziehbar, wenn solche Banken alles aus einer Hand beziehen wollten. Bei den grösseren Kantonalbanken etwa in Basel-Stadt oder St. Gallen sieht Richle aber keine derartigen Ambitionen.
Dass die BLKB aber jetzt bereits öffentlich macht, dass man in einigen Jahren, laut Richle frühestens 2016, auf Avaloq umsteigen will, hat bei Crealogix Verwunderung ausgelöst. Zumal die BLKB soeben erst die neuste Version der "Bank 2.0" gekauft habe. Dass man sich jetzt schon zur Avaloq-Lösung "bekenne", so Richle, könne er nicht verstehen.
Zwar sei absehbar gewesen, dass nach dem Umstieg der LUKB auf Avaloq die BLKB folgen würde, weil beiden Banken gut befreundet seien. Doch insgesamt, so Richle weiter, werde man von der derzeit verfolgten Strategie der "digitalen Bank von morgen" nicht abrücken. In der Schweiz sei Avaloq jetzt sicher auch ein Konkurrent im Frontbereich für Banken. Insbesondere im Ausland aber, wo von Avaloq wenig zu spüren sei, und überall dort, wo andere Kernbankensysteme wie beispielsweise Temenos laufen, sei Crealogix bestens mit seiner aktuellen strategischen Ausrichtung unterwegs. (Volker Richert)