Nach den Kantonen Jura, Zug, Graubünden und Aargau setzt nun auch Bern auf das Login mit der von SwissSign herausgegebenen SwissID. Das sogenannte BE-Login umfasst aktuell die elektronische Bearbeitung der Steuererklärung, das Beantragen eines Kinder-Betreuungsgutscheins, das elektronische Baubewilligungsverfahren eBau und Grudis public, mit dem man Zugang zu den öffentlichen Daten des Grundbuchs erhält. Das bestehende Angebot werde ständig ausgebaut, schreibt der Kanton. Er verspricht Bernerinnen und Bernern, dass sie alle ihre Geschäfte mit dem Kanton Bern digital, zentral und einfach im Griff behalten können.
Unter anderem prüft der Kanton derzeit auch Anwendungen, die höhere Anforderungen an die Identifikation der Benutzer stellen. So könne bereits heute im persönlichen SwissID-Konto kostenlos und in wenigen Schritten eine geprüfte Identität hinterlegt werden. Solche eindeutigen, geprüften Identitäten seien deshalb relevant, weil über diese eine sichere und verschlüsselte Kommunikation zwischen der öffentlichen Verwaltung und ihren Einwohnern ermöglicht, teilt der SwissID-Herausgeber mit.
Beim Berner Amt für Informatik und Organisation begrüsst man die Integration der SwissID in BE-Login, weil sie nicht nur die hohen Sicherheitsanforderungen an ein Login erfüllt, sondern auch die Möglichkeit bietet, in Zukunft auf verifizierte SwissID-Identitäten vertrauen zu können.
Neuer Service soll Wachstum beflügeln
SwissSign freut sich über den Neuzugang und betont, wieviele Nutzer für sie kostenlose SwissID verwenden. Nachdem im Oktober 2019 die Millionste Nutzerin gezählt worden war, sind Mitte April 2020 rund 1,3 Millionen User ausgewiesen worden. Jetzt sollen es rund 1,5 Millionen Personen sein, die SwissID regelmässig nutzen, wie SwissSign-Chef Markus Naef gegenüber der 'NZZaS' festhielt. Derzeit verzeichne man rund 2200 neue Registrierungen pro Tag. In dem Bericht wird zudem auf Firmen und die Kantone St. Gallen und Solothurn verwiesen, die bis Ende 2020 die SwissID implementieren. Ausserdem sagt Naef in dem Bericht: "Im November 2020 werden wir einen neuen digitalen Signatur-Service lancieren, der auf SwissID beruht". Und dieses neue Produkt werde "sicherlich noch einmal eine Welle von Registrierungen auslösen", so Naef weiter.
Fakten schaffen vor der Abstimmung?
Die Frage, warum die privatwirtschaftliche
SwissSign bis Ende Jahr 2 Millionen Swiss-ID-Usern erreichen will, liegt laut Kritikern auf der Hand: SwissSign wolle vor der Abstimmung über das Gesetz über die elektronische Identität E-ID noch möglichst viel Terrain erobern. Diese wird wohl im Frühjahr 2021 stattfinden. Abgestimmt wird dabei über die Frage, ob private Firmen wie SwissSign hinter einem staatlich anerkannten elektronischen Identifizierungsmittel stehen sollen. Oder ob es nicht sinnvoller ist, die Zulassung und Herausgabe der digitalen Identität der Schweizer Bevölkerung beim Staat anzusiedeln, wie wie die "traditionelle" Identitätskarte und der Pass auch.