Mit der Einführung einer staatlich anerkannten E-ID harzt es in der Schweiz. Der Bundesrat hat zwar bereits 2018 einen Gesetzesentwurf verabschiedet, doch dieser stösst auf breiten Widerstand. Im Januar 2020 haben Gegner des Bundesgesetz über elektronische Identifizierungsdienste (BGEID) genügend Unterschriften eingereicht, um
eine Volksabstimmung zu erzwingen.
Streitpunkt ist die Rollenverteilung zwischen Staat und Unternehmen. Der Bund soll die Identität einer Person prüfen und bestätigen. Herausgeben sollen die E-ID aber private Anbieter, sogenannte Identity Provider, die vom Bund überwacht werden.
Mit der SwissSign Group, die die SwissID herausgibt, hat sich bereits ein starkes privates Konsortium gebildet, das als Herausgeber fungieren möchte. Es zählt neben Swisscom, Post und SBB auch grosse Banken, Versicherungen und Krankenkassen zu seinen Mitgliedern.
"Eine Verzögerung wäre fatal für die Schweiz"
Im
Gesetzesvorschlag des Bundesrates sind drei Sicherheitsniveaus vorgesehen: niedrig, substanziell und hoch. Ersteres biete man heute schon mit Online-Onboarding, sagt SwissSign-Sprecher Thomas Kläusli auf Anfrage von inside-it.ch.
Für das digitale Onboarding auf der zweiten Sicherheitsstufe werde derzeit im Kanton Jura ein Pilotprojekt durchgeführt. Im Laufe des Jahres soll es landesweit ausgerollt werden, dafür sei es aber wichtig, dass das entsprechende Gesetz rasch umgesetzt würde.
Bei SwissSign ist man entsprechend unzufrieden mit der Verlangsamung des Prozesses. "Eine weitere Verzögerung bei der Einführung der E-ID wäre für die Schweiz fatal", mahnt Kläusli.
Dem dürften die Gegner einen Strich durch die Rechnung machen. Für sie ist die staatliche anerkannte E-ID das Herzstück der digitalen Demokratie. Die Sicherung der Identität müsse eine staatliche Kernaufgabe bleiben und dürfe nicht in die Hände von privaten, profitorientierten Unternehmen fallen, argumentieren sie.
Zudem dürfte es nicht gerade förderlich gewesen sein, dass die Post ihren Kunden die SwissID aufdrängen wollte. Sie informierte 2018, das man künftig für die Anmeldung zu den Online-Diensten die SwissID benötige. Diesen Fehler, wie auch jene mit dem ersten Anlauf mit der SuisseID, will das Konsortium nicht wiederholen.
"Warten ist keine Option"
Man sei derweil im Zeitplan, erklärt Kläusli. Mittlerweile zähle man über 1,3 Millionen Nutzer und hoffe bis Ende 2020 die Marke von 2 Millionen zu knacken. Im Oktober 2019 war die millionste Nutzerin gezählt worden.
"Der Aufbau des zweiseitigen Markts ist aber auf jeden Fall anspruchsvoll und braucht Zeit", sagt Kläusli weiter. Die zweite "Seite" des Marktes sind die Firmen und Institutionen, bei denen die SwissID eingesetzt werden kann. Hier sollen in den nächsten Monaten Mobiliar, Axa, CSS sowie die Kantone Solothurn und Aargau dazu stossen.
Man arbeitet bei SwissSign also fleissig am Aufbau. "Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung über das BGEID wird aber die SwissSign Group die SwissID weiter ausbauen und weiterentwickeln. Warten ist keine Option", so der SwissSign-Sprecher.