In einem Interview mit 'Le Matin Dimanche' nimmt der CEO der Schweizer Bankiervereinigung (SBVg) Jörg Gasser Stellung zur Corona-Krise und deren Auswirkungen auf die Finanzindustrie.
Gasser begrüsst das bundesrätliche Massnahmenpaket und sieht die Banken gut vorbereitet: "Die Banken sind heute sehr gut kapitalisiert und solider aufgestellt als während der Finanzkrise 2008." Das Risiko für die Finanzindustrie werde aber davon abhängen, wie lange die Corona-Krise andauere.
Der SBVg-Chef sieht in der Krise auch Chancen: Es müssten Lösungen gefunden werden, um sich besser vor solchen Schocks, die von aussen kommen, zu schützen. Man werde sich nun bewusst, welche Nachteile entstehen, wenn der Zugang zu Produktionsketten und Dienstleistungen, insbesondere im IT-Bereich, wegfalle. "Dies wird aber auch den digitalen Technologien einen Schub verleihen", sagt Gasser.
Schweiz braucht sichere Banken-Cloud
Auf die Frage der Zeitung, ob die Schweiz bei der Finanz-IT der Konkurrenz hinterherhinke, antwortet Gasser: "Ich bin zuversichtlich. Die meisten unserer Mitglieder bieten bereits einen sicheren Zugang, zum Beispiel via Smartphone, zu den Wertpapier- und Kontodateien von Kunden. Dies ist unerlässlich, um die Millennials zu erreichen, die das Vermögen ihrer Eltern zu erben beginnen."
Weiter nimmt Gasser auch Stellung zum Thema Cloud. Die Schweiz würde eine sichere Banken-Cloud brauchen. "Aber machen wir uns nichts vor. Es wird immer amerikanische oder chinesische Komponenten in diesen Netzwerken geben." Auch eine Kryptowährung könne den Bankenhandel effizienter machen. Hier seien Evaluationen zwischen mehreren Akteuren in Gange, auch wenn für die Nationalbank ein "Kryptofranken" nicht Priorität habe.