Baselbieter wird bei Schlag gegen inter­nationale Ransomware-Bande verhaftet

25. November 2021 um 14:54
  • security
  • ransomware
  • schweiz
image

Die Hacker, zu denen der Basler gehören soll, sind offenbar auch für den Angriff auf einen norwegischen Aluminiummulti verantwortlich. Schaden: 113 Millionen Franken.

Im Kanton Basel-Land ist im Rahmen einer internationalen Aktion gegen eine Cybercrime-Bande eine verdächtige Person festgenommen worden. Sie wird gestützt auf ein internationales Rechtshilfegesuch der Pariser Staatsanwaltschaft befragt. Zudem muss sie sich auch in der Schweiz wegen Verdachts auf Geldwäscherei und Datenbeschädigung verantworten.
Die in Binningen wohnhafte Person war bereits am 26. Oktober festgenommen worden, wie die Baselbieter Staatsanwaltschaft mitteilt. Sie befinde sich in Untersuchungshaft. Nähere Angaben zum Festgenommenen nennt die Staatsanwaltschaft nicht.
Zur Festnahme kam es im Rahmen einer internationalen von Europol koordinierten Polizeiaktion. Initiiert wurde diese bereits 2019 von Frankreich. Aus der Schweiz waren das Fedpol und die Polizei Basel-Landschaft beteiligt.
Im Mittelpunkt der Aktion seien zwölf Personen gestanden, die dringend verdächtigt würden, an über 1800 Attacken mit Ransomware in 71 Ländern beteiligt gewesen zu sein, heisst es in einer Mitteilung von Europol. Mit ihren Angriffen sollen sie vor allem grosse Unternehmen lahmgelegt und erpresst haben. Entsprechend professionell sind sie demnach vorgegangen: Über langandauernde Kampagnen wurden Systeme infiltriert, Netzwerke ausspioniert, verschiedene Malware-Typen implementiert und schliesslich Daten abgezogen und verschlüsselt.
Eine Mitteilung hat auch die norwegische Kriminalpolizei publiziert. Darin wird darauf verwiesen, dass die nun Verhafteten hinter dem Angriff auf die systemkritische Norsk Hydro steckten. Beim verheerenden Ransomware-Angriff im Frühling 2019 musste einer der grössten Aluminiumproduzenten der Welt die Produktion in mehreren Werken einstellen. Die Kosten des Ausfalls werden von der norwegischen Polizei mit umgerechnet fast 113 Millionen Franken veranschlagt.
Damals wurde die Ransomware Lockergoga eingesetzt, die neben Megacortex and Dharma zum Arsenal der nun verhafteten Bande gehörte. Auch Malware für das Deployment und die Verschleierung der Aktivitäten wie Trickbot, Cobalt Strike und Powershell Empire kamen laut Europol zur Anwendung.
Wie sich die Ransomware-Gruppe nennt und welche Präsenz sie im Darknet betreibt, sagte die Polizei nicht, auch was die Funktion des mutmasslichen Mitglieds aus Binningen ist, wurde nicht erwähnt. In aller Regel hätten aber hiesige Cyberkriminelle in solchen Banden entweder die Funktion, den Zugang zu Firmen-Netzwerken zu erleichtern oder Geldwäsche zu betreiben, wie Andreas Schneider, CISO der TX Group, auf unsere Anfrage hin erklärt. 

Loading

Mehr zum Thema

image

Versicherung muss Garmin Ransomware-Lösegeld erstatten

Nach einem Urteil des Bundesgerichts muss der Versicherer für die bezahlte Summe aufkommen. Garmin wurde 2020 attackiert, es geht um Millionen Franken.

publiziert am 2.10.2023
image

Schweizer Industrie-Unternehmen im Visier von CEO-Betrügern

Praktisch alle von ihrem Verband befragten Swissmem-Mitglieder waren bereits einem Cyberangriff ausgesetzt, viele davon mehrfach. Eine besonders beliebte Methode in der Industrie ist CEO-Fraud.

publiziert am 2.10.2023
image

"Wir haben 6 Terabyte Daten": Ransomware-Bande droht Europas grosser Hotelkette Motel One

Motel One betreibt auch Hotels in der Schweiz. Die Bande Alphv behauptet, Buchungsdaten und Zahlungsinformationen von Gästen erbeutet zu haben.

publiziert am 2.10.2023
image

Vertreter kritischer Infrastrukturen wünschen mehr Regulierung

Fachleute für kritische Infrastrukturen in der Schweiz haben sich in einer Umfrage zu Cybersicherheit, Cyber-Strafverfolgung und Cyberdefence geäussert. Teil 2 einer 3-teiligen Serie von Forschenden der Universität Zürich und der Berner Fachhochschule.

publiziert am 2.10.2023