China, Amerika und die Lizenz zum Hacken

20. Mai 2014 um 09:08
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USA klagen chinesische Regierungsbeamte an. China kontert mit eigenen Anschuldigungen.

USA klagen chinesische Regierungsbeamte an. China kontert mit eigenen Anschuldigungen.
In einem aggressiven Schritt gegen chinesische Industriespionage hat die US-Regierung erstmals fünf mutmassliche Hacker der Volksbefreiungsarmee angeklagt. Das teilte US-Justizminister Eric Holder am Montag in Washington mit.
Die Verdächtigen seien in die Computer amerikanischer Unternehmen eingedrungen, hätten Geschäftsgeheimnisse gestohlen und damit erhebliche ökonomische Schäden verursacht, sagte Holder.
Es sei das erste Mal, dass die USA ein Strafverfahren gegen Angehörige einer anderen Regierung wegen Cyberangriffen im Geschäftsbereich eingeleitet hätten.
Der Direktor der US-Bundespolizei FBI, James Comey, bezeichnete die Anklage demgegenüber als "wichtigen Schritt". Die USA wollten dem Internetdiebstahl durch andere Länder ein Ende bereiten.
Die Anklageschrift umfasst 31 Punkte, darunter Internetbetrug, die Installation von Schadsoftware auf fremden Computern, schwerer Identitätsdiebstahl, Wirtschaftsspionage und der Diebstahl von Handelsgeheimnissen. Die Angriffe seien aus Shanghai gesteuert worden
Opfer sind Grosskonzerne
Zu den Opfern gehören gemäss der Staatsanwaltschaft Grosskonzerne wie der Aluminium-Hersteller Alcoa, der Ausstatter für Atomkraftwerke Westinghouse oder der Stahlproduzent US Steel. Auch beim deutschen Solarunternehmen Solarworld sei der Diebstahl von Tausenden Dateien festgestellt worden.
Die entwendeten Informationen seien teils sehr wertvoll für chinesische Firmen im Staatsbesitz und verschafften ihnen Wettbewerbsvorteile, hiess es. Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens dürfe nicht davon abhängen, wie gut eine Regierung spionieren und stehlen könne, meinte Holder.
Der für die nationale Sicherheit zuständige US-Staatsanwalt John Carlin sagte: "Staatsangehörige, die für wirtschaftliche Vorteile Cyberspionage betreiben, sind nicht immun gegen das Gesetz, nur weil sie im Schatten der Flagge ihres Landes hacken."
Klage mit Signalwirkung
Rechtsexperten bezeichnen die Klagen vor allem als Signal, dass die USA künftig entschiedener gegen Cyberkriminalität aus dem Ausland vorgehen würden. Die Regierung "wird von keiner Nation Handlungen tolerieren, die amerikanische Firmen auf illegale Weise sabotieren sollen", sagte Holder.
Die Amerikaner werfen Spezialisten der Volksbefreiungsarmee seit langem Cyberattacken, Spionage und Sabotage vor. Sie hätten auch Blaupausen von Waffensystem gestohlen. Peking hatte bislang immer erklärt, dass die Amerikaner keine Beweise hätten.
China zeigt Dornen
China hat scharf auf die Vorwürfe der USA wegen
Industriespionage reagiert. Nach den Anklagen setzte Peking seine Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zu Cybersicherheit aus.
Chinas Regierung und Militär seien "niemals" an Cyberdiebstahl von Handelsgeheimnissen beteiligt gewesen, wie das chinesische Aussenministerium am Dienstag mitteilte.
Die Beschuldigungen basierten auf "absichtlich erfundenen Fakten" und "gefährden das Vertrauen und die Kooperation zwischen China und den USA", sagte Aussenministeriumssprecher Qin Gang. Er rief die USA auf, "ihre Fehler sofort zu korrigieren und die Anklage zurückzunehmen".
Der Sprecher drehte auch den Spiess um und beschuldigte die USA unter Hinweis auf die jüngsten Enthüllungen über US-Spionageaktivitäten des "weitreichenden und organisierten Cyberdiebstahls". Er beklagte amerikanische Abhöraktionen und Überwachung ausländischer Führer und Unternehmen. China sei "ein Opfer" der Schnüffeleien der USA. (sda/csi)

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