Der Bund lädt ausdrücklich kleine KMU zur Angebotsabgabe ein

12. Juni 2020 um 13:42
  • beschaffung
  • e-government
  • channel
image

In einem grösseren Beschaffungsprojekt der Bundesverwaltung sind insbesondere Teilangebote für Kleinst­unternehmen vorgesehen. Warum eigentlich?

Für die "Führung und Unterstützung von ICT Projekten" hat das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) in 10 Losen Aufträge im Umfang von bis zu 72 Millionen Franken auf Simap ausgeschrieben. Neben dezidierten Projektunterstützungsdienstleistungen sucht die Bundesverwaltung Hilfe in mehreren Fachbereichen: Telekommunikation, Büroautomation, Software-Entwicklung, Betriebswirtschaftliche IT-Lösungen sowie Integration und Infrastruktur. 
Auffälligerweise findet sich in allen Ausschreibungen der Hinweis, dass jeweils ein Teillos für "leistungsstarke Unternehmen" und ein weiteres für "Kleinstunternehmen (auch bekannt als Mikrounternehmen)" vorgesehen ist. Wir haben nachgefragt, warum insbesondere kleine KMU so ausdrücklich zur Angebotsabgabe eingeladen werden.
Sonja Uhlmann, Leiterin Direktionsstab und Mediensprecherin des BIT, verweist dazu zunächst aufs Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen, laut dem "die Gleichbehandlung aller Anbieter und Anbieterinnen gewährleistet werden" müsse. Und sie fügt an: "Andererseits sind insbesondere kleinere Unternehmen in bestimmten Nischen sehr innovativ und arbeiten sehr lösungsorientiert." Deshalb sei es bei passenden Aufträgen sinnvoll, solche KMU anzusprechen und zu beauftragen.
Von einer politischen Vorgabe, KMU zu bevorzugen, spricht man beim BIT nicht. Stattdessen heisst es, der Bund beabsichtige generell in seinen Ausschreibungen, "möglichst viele Marktteilnehmer und somit breite Teile der Wirtschaft anzusprechen". Auch den Einwand, Mikrounternehmen seien zum Beispiel durch den Fokus auf einen so grossen Auftraggeber wie den Bund anfälliger als Grossunternehmen, lässt man beim BIT nicht gelten. Man gehe davon aus, dass die Anbieter selbst in der Lage sind zu entscheiden, ob sie die Anforderungen respektive den Zeitraum der Beschaffung erfüllen können.
Somit bestehe auch die Gefahr nicht, durch den Rückgriff auf KMU Lieferengpässe zu riskieren: "Durch das erheblich tiefere Ausschreibungsvolumen werden keine Grossaufträge an die Mikrounternehmen vergeben", so Uhlmann. Zudem überprüfe man beim konkreten Abruf, ob die Leistung auch erbracht werden könne. Mögliche Risiken der Zusammenarbeit bewerte das BIT unabhängig von Unternehmensgrösse bei allen gleich, ergänzt sie.
Das gelte auch für die Erfüllung beziehungsweise Nichterfüllung von Vorgaben. Die seien für alle Marktteilnehmer gleich. "Wenn sie nicht mehr lieferfähig sind, müssen sie den Auftrag zurückgeben oder er wird ihnen entzogen."

Loading

Mehr zum Thema

image

Stadt Zürich sichert sich Microsoft-Lizenzen für über 100 Millionen Franken

Die IT-Abteilung der Stadt hat die Lizenzbeschaffung für die nächsten Jahre geregelt. Der Zuschlag an Softwareone ist über 100 Millionen Franken schwer.

publiziert am 7.2.2025
image

Stadt Luzern setzt auf neues digitales Baumodell

Fast 5 Millionen Franken will der Stadtrat für die Einführung des Building Information Modelings ausgeben. Damit soll das digitale Planen von Bauten optimiert werden.

publiziert am 7.2.2025
image

Podcast: Wie weiter mit Juris?

Der Juris-Käufer Logobject hat über die Weiterentwicklung der Fachapplikation für die Justiz informiert. In dieser Folge der "IT Woche" fassen wir den Stand der Dinge zusammen.

publiziert am 7.2.2025
image

Uri hat grosse Sparpläne

Der Kanton will Millionen einsparen. Dazu gehören ein Verzicht auf Papier, Einsparungen bei Software-Lizenzen und eine mögliche RZ-Auslagerung.

publiziert am 7.2.2025