1971 wurde die erste 8"-Floppy-Disk eingeführt. Manche Hersteller des Datenträgers warben später mit dem Slogan, die Scheiben würden hundert Jahre halten. Das musste sich auch das US-Militär gedacht haben, als es einst die neue Steuerung seiner Atomwaffen konzipierte.
Bis vor kurzem hätte ein US-Präsident, der die Autorisierung zu einem Atomwaffen-Start geben wollte, eine 8"-Floppy aus den Siebzigerjahren in ein entsprechendes Laufwerk schieben müssen. Jahre nach dem kommerziellen Ende hat nun aber auch die US-Armee das Aus für die Floppy verkündet. Ersetzt wird sie durch eine "höchst sichere, digitale Solid-State-Speicherlösung", wie Oberstleutnant Jason Rossi, Kommandant des 595th Strategic Communications Squadron der Air Force, der Militär-News-Website
'c4isrnet' erklärte.
2016 bemängelte der US-Rechnungshof den veralteten Datenträger, worauf das Pentagon die nun abgeschlossene Modernisierung ankündigte. Die Daten zum Atomwaffen-Arsenal werden aber nach wie vor vom Strategic Automated Command and Control System (SACCS) verarbeitet. SACCS wurde am 1. Januar 1969 mit einem "IBM AN/FSQ-31 SAC Data Processing System" in Betrieb genommen. Mitte der Siebzigerjahre wurden die IBM 4020 Militärcomputer teilweise durch Honeywell 680 Geräte ersetzt.
"Es ist das Alter, das Sicherheit bietet", sagt Rossi. "Man kann nicht etwas hacken, das keine IP-Adresse hat. Es ist ein sehr einzigartiges System. Es ist alt – und es ist sehr gut." Die Wartung ist aber nicht ganz einfach: Defekte Bauteile müssen in mühsamer Handarbeit ersetzt oder repariert werden, und das dazu notwendige Know-how fehlt dem Militär zunehmend. Der IT-Nachwuchs der Army ist in der Regel auf modernen Systemen ausgebildet worden.
"Ich habe hier Leute, die Schaltkreise, Dioden und Widerstände auswendig gelernt haben", so Rossi. "Diese Jungs machen es schon so lange, dass sie dir sagen können, was los ist, wenn die Teile reinkommen, nur aufgrund eines Fehlercodes. Dieses Niveau an Fachwissen ist nur schwer zu ersetzen. Es ist keine sexy Arbeit. Es sind Lötkolben und Mikrominiaturmikroskope."
Ein bisschen hat die Digitalisierung aber auch in den Kontrollräumen der Atomstreitkräfte Einzug gehalten: 2016 beschloss das Verteidigungsministerium, SACCS mit modernen Komponenten wie zusätzlichen Prozessoren und portablen Eingabegeräten aufzurüsten. Die Software ist im Gegensatz zur Hardware aber stets auf dem neusten Stand. Dort dürfen sich auch die jungen Air-Force-Programmierer austoben. (paz)