Facebook gab 60 Hardware-Herstellern Zugriff auf User-Daten

4. Juni 2018 um 12:26
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Hat Facebook in den letzten zehn Jahren Partnerschaften mit mindestens 60 Hardware-Herstellern abgeschlossen, welche auf sensible Facebook-Nutzerdaten zugreifen durften? Dies jedenfalls schreibt die 'New York Times'.

Hat Facebook in den letzten zehn Jahren Partnerschaften mit mindestens 60 Hardware-Herstellern abgeschlossen, welche auf sensible Facebook-Nutzerdaten zugreifen durften? Dies jedenfalls schreibt die 'New York Times'.
Die Liste der Datenabsaug-Partner liest sich wie ein "Who's Who" der Tech-Industrie: Amazon, Apple, BlackBerry, HTC, Microsoft und Samsung werden explizit genannt. Es sei um Zugriff auf Handys, Laptops und Tablets gegangen.
Facebook antwortet in einem Blogpost, diese Deals seien anders gelagert als diejenigen mit App-Entwicklern oder auch mit Cambridge Analytica. Die Device-Hersteller seien "Partner" und es gehe um die User Experience von Facebook auf unterschiedlichen Geräten und Betriebssystemen.
Das soziale Netzwerk argumentiert, Gerätehersteller seien eine Art Erweiterung von Facebook und sagt, man habe weder gegen die internen Datenschutzregeln noch gegen die Auflagen der zuständigen Behörde verstossen.
Auch dass manche Hersteller User-Daten auf ihren eigenen Servern speichern dürfen, sei durchaus legitim und vertragskonform. Zu den Daten, welche abflossen, zählen laut der Zeitung der Beziehungsstatus, Religion, politische Einstellungen, Eventeinladungen und anderes mehr.
Die Daten sind laut 'New York Times' nicht nur ohne Zustimmung der Facebook-User abgeflossen, sondern einige Gerätehersteller konnten persönliche Informationen von Freunden der Facebook-User abrufen, die glaubten, dass sie die Freigabe gänzlich gesperrt hätten.
"Im Gegensatz zu Behauptungen der 'New York Times' waren Informationen von Freunden, darunter Fotos, nur bei Geräten zugänglich, wenn Menschen sich entschieden, ihre Informationen mit diesen Freunden zu teilen. Uns ist kein Missbrauch durch diese Unternehmen bekannt", verteidigt sich der Konzern.
In Interviews mit der 'New York Times' sollen mehrere ehemalige Facebook-Softwareentwickler und Sicherheitsexperten angegeben haben, sie seien überrascht, dass man Nutzungseinschränkungen so habe aushebeln können.
Die Verträge seien integraler Teil der Facebook-Strategie der letzten zehn Jahre gewesen, die es ermöglichte, zu jenem hochprofitablen Giganten heranzuwachsen, der das Unternehmen heute ist. 22 Partnerschaften sind letzten April, kurz nach Bekanntwerden des Cambridge-Analytica-Skandals, beendet worden. Facebook sagt hingegen, die APIs seien heute "nicht mehr so wichtig, weil iOS und Android so populär sind". In der Tat existiert beispielsweise das damals populäre Betriebssystem Symbian heute nicht mehr.
Ob aber weitgehender User-Datenzugriff für die User Experience wirklich zwingend ist, muss bislang offen bleiben. Man kann laut 'Spiegel' davon ausgehen, dass auch Twitter, Google und YouTube ähnliche Deals haben oder hatten.
Der 'New York Times' zufolge könnte die Facebook-Praxis aber gegen Auflagen verstossen, die Facebook 2011 von der US-Handelsaufsicht FTC auferlegt bekommen hatte. Selbst falls Facebook recht behält, kommen die Recherchen zu einem unglücklichen Zeitpunkt aus Konzern-Sicht. Die Debatten der Regulatoren sind nicht abgeschlossen und Hardware-Partnerschaften hatte Facebook bislang mit keinem Wort erwähnt. (mag)

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