Provider haben Mühe mit den Breitband­ansprüchen der Polizei

22. März 2018 um 17:13
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5G-Netze sind bei der Polizei kein Thema. Man würde für die datenintensive Kommunikation gern die benötigten Ressourcen als Service beziehen. Doch daran hapert's noch.

5G-Netze sind bei der Polizei kein Thema. Man würde für die datenintensive Kommunikation gern die benötigten Ressourcen als Service beziehen. Doch daran hapert's noch.
Am diesjährigen 11. Stelldichein der IT-Spezialisten von der Schweizer Polizei prallten beim Thema Breitbandversorgung ungewöhnlich offen technische Möglichkeit und Einsatzwirklichkeit aufeinander. Was Techniklieferanten und Infrastrukturanbieter versprechen, ist noch kaum praxistauglich. Dies zeigte sich ungewohnt offen beim Podiumsgespräch am Ende des Polycom-Tags am Spik 2018 (Schweizer Polizei-Informatik Kongress).
Denn zunächst hatten an dem Kongress Axpo WZ-Systems und Swisscom anhand ihrer Lösungen "BLUnet" respektive "Public Safety LTE" die Praxistauglichkeit ihrer priorisierten Lösungen zur Breitbandkommunikation für BORS-Bedürfnisse (Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit) behauptet. Martin Tanner, Leiter der Systemtechnik bei der Stadtpolizei Zürich, erdete diese Vortragswirklichkeiten allerdings. Er hielt nämlich fest, dass es bei Tests an der Streetparade in Zürich zu erheblichen Problemen gekommen sei.
Bildübertragungen hätten bis zu sechs Minuten gedauert, sagte Tanner. Die Provider mussten diesen Mängelbefund dann ebenfalls eingestehen. Während die normale Breitbandversorgung tot war, liefen die Testsysteme der beiden Lösungen "halblebendig", hiess es unisono. Man könne nun darüber streiten, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, kommentierte Tanner die Testresultate.
Offensichtlich sind die zentralen drei Kriterien, verfügbare Bandbreite, benötigte Abdeckung und entsprechender Datendurchsatz, für eine sichere BORS-Dateninfrastruktur im öffentlichen Mobilfunknetz erst ungenügend realisiert. Immerhin versprachen die Provider in diesem Jahr verbesserte Testergebnisse erreichen zu wollen.
5G bei den BORS (noch) kein Thema
Interessant war zudem, wie Tanner die am ersten Spik-Tag immer wieder angesprochenen 5G-Netze einschätzt. 5G sei für die Polizei derzeit kein Thema, sagte er im Gespräch mit inside-it.ch. Gefragt sei vielmehr, die benötigte Bandbreite, Abdeckung und den Datendurchsatz als Service verfügbar zu machen. Dabei könne das Ganze allenfalls auch über eine gehärtete Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Man verfolge die technische Entwicklung sehr genau, doch die hinter den benötigten Services steckende Technik interessiere eigentlich nicht, das könne auch 5G sein, so Tanner.
Die anwesenden Technik-Lieferanten Ericsson und Nokia mussten übrigens auch eingestehen, erst sehr am Anfang zu sein. Ericsson betonte dabei, möglichst rasch müssten nun alle Beteiligten den gemeinsamen Dialog aufnehmen. Es könne sektoriell und in kleinen Schritten vorangegangen werden. Die Technik sei vorhanden, man müsse nun gemeinsam an die Umsetzung gehen.
Nokia forderte dazu einen gemeinsamen Standard ein. Der müsse wenigstens für die ganze Schweiz gelten, möglichst jedoch europaweit, hiess es.
Auf die Frage wie viele Schritte auf dem Weg zur sicheren Breitbandkommunikation bereits auf Bundesebene gegangen sind, fiel auch die Antwort des federführenden Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BABS) ernüchternd aus. Auf dem Weg zur breitbandigen BORS-Versorgung seien erst zwei oder drei von insgesamt 1000 Schritten gegangen. Tanner war diesbezüglich übrigens zuversichtlicher. Auf Ebene der Städte und Kantone stünden sehr wohl schon seit geraumer Zeit breitbandige Applikationen im Einsatz, sagte er uns und nannte auch Beispiele.
Der Dramaturgie der Spik-Organisatoren war es dann zu verdanken, vorgeführt zu bekommen, wie effizient die Schweiz heute schon extreme Lagen meistern kann. So setzte an diesem Spik-Tag Patrick Brunold, Stellvertreter des Chef vom kantonalen Führungsstab Graubünden, einen extrem praxisnahen Schlusspunkt. Brunold zeigte in seinem Vortrag zum Felsturz von Bondo unter anderem wie eine Einsatz- und Führungskommunikation via Polycom, Richtfunk und Smartphone der Sicherheitsorganisationen heute aussieht und zwar inklusive Stromversorgung und Breitbandabdeckung. (Volker Richert)

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